Der Morgen des 20. Oktober 1981 war einer der dunkelsten Stunden in der Geschichte der jüdischen Gemeinschaft Antwerpens: Am vorletzten Tag des Laubhüt- tenfests explodierte nahe einer Synagoge in der Hauptstraße des »Diamantenbezirks« ein Sprengsatz. Drei Tote und über 100 Verletzte fielen der Explosion zum Opfer. Die Volksfront für die Befreiung Palästinas (PFLP) galt als Urheberin des Anschlags, bekannt hat sie sich dazu nicht.
27 Jahre nach der Tat scheint nun Licht ins Dunkel der sich verlaufenden Spuren zu kommen: Auf einen Auslieferungsantrag Frankreichs hin wurde Mitte des Monats in Quebec ein Verdächtiger festgenommen. Der Soziologiedozent Hassan Diab, ein 55-jähriger Libanese mit palästinensischen Vorfahren, soll 1980 am Anschlag auf eine Pariser Synagoge beteiligt gewesen sein. Dort kamen vier Menschen ums Leben, 20 weitere wurden verletzt. Im Dossier der französischen Justiz heißt es, er sei nicht nur für den Pariser Anschlag, sondern auch für das Attentat von Antwerpen verantwortlich. Diab, der sich derzeit vor einem Gericht in Ottawa verantworten muss, bestreitet sämtliche Vorwür- fe. Laut seinem Anwalt ist er Opfer einer Verwechslung.
Das Forum der Jüdischen Organisationen in Antwerpen (FJO) erklärte, es sei über die Festnahme Diabs erfreut. Nun könne man sicher sagen, »dass es sich um eine rassistische Tat gegen die jüdische Gemeinschaft« gehandelt habe. Die FJO fordert, dass Belgien die Auslieferung des Verdächtigen beantragt, »damit er für seine feigen terroristischen Taten verurteilt werden kann«. Für die Opfer und Angehörigen der Getöteten sei die Aufklärung noch von »sehr großer Bedeutung«. Eine Entscheidung über die Auslieferung Diabs an Frankreich soll in den nächsten Wochen fallen. Nach belgischen Medienberichten will Brüssel schnell einen eigenen Auslieferungsantrag stellen. Tobias Müller
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