Unter Polizeischutz
Moskauer Synagoge war schon häufiger Anschlagsziel
Der blutige Anschlag am 11. Januar im Zentrum von Moskau hat Juden und Nichtjuden weltweit schockiert. Doch die Synagoge in der Bolschaja Bronnaja-Straße wurde nicht zum ersten Mal angegriffen. Bereits 1994 war eine Granate in das Gebäude geworfen worden, im Jahr 2000 entschärfte man in der Synagoge rechtzeitig eine Bombe mit Zeitzünder, 2003 wurde wieder ein Sprengsatz entdeckt, und vor fast genau einem Jahr wurde Rabbiner Alexander Lakschin in Moskau von antisemitischen Jugendlichen mit Bierflaschen zu Boden geschlagen und getreten.
Am 11. Januar schließlich zog der 20jährige Alexander Kopzew in der Synagoge an der Bolschaja Bronnaja einen Dolch. Mit dem Schrei »Heil Hitler« stürzte er sich auf die Betenden und stach auf acht Juden aus Rußland, den USA, Israel und Tadschikistan ein. Zwei der schwerverletzten Opfer liegen noch auf der Intensivstation eines Moskauer Krankenhauses.
In der Wohnung des Täters wurden Patronen, Hakenkreuzabzeichen, nationalistische Bücher und eine Liste mit Adressen von Moskauer Synagogen gefunden. Ein Bekannter Alexander Kopzews sagte dem Fernsehsender NTV, der Täter habe für Hitlers »Mein Kampf« geschwärmt.
Nach Darstellung des Moskauer Staatsanwaltes Anatolij Zujew gibt es keine Verbindung zwischen dem Attentäter und extremistischen Organisationen. Die Zeitung Moskowskij Komsomolez veröffentlichte aber ein Interview mit einem Bekannten Kopzews, der diesen oft mit Skinheads gesehen haben will. Und die nationalistische Organisation »Russischer orthodoxer Verein« finanziert angeblich zwei Anwälte zur Verteidigung des Messerstechers.
Inzwischen ist die Synagoge in der Bolschaja Bronnaja wieder geöffnet. Mehrere Polizisten bewachen das Gotteshaus. Auch für andere Synagogen Moskaus wurden die Kontrollen verstärkt. Doch in der südrussischen Stadt Rostow gab es am 13. Januar bereits einen Nachahmungstäter: Ein 19-jähriger Student bedrohte Juden in der Synagoge mit einem abgebrochenen Flaschenhals. Renata Kossenko