EILMELDUNG! Internationaler Strafgerichtshof erlässt Haftbefehl gegen Israels Premier Netanjahu

Tempelberg

Unruhiges Fest

Seit Tagen schon kommt es zu gewaltsamen Ausschreitungen am Tempelberg in Jerusalem. »Die dritte Intifada ist nah«, prophezeien die einen. »Nicht mehr als Provokation«, sagen andere. Fakt ist, dass es wieder einmal unruhig ist an diesem heiligen Ort, an dem es oft so unheilig zu-
geht. Bereits am Tag vor Jom Kippur waren junge Palästinenser mit der israelischen Polizei aneinandergeraten, weil das Ge-
rücht ging, eine große Gruppe extremistischer Juden wolle eine Tour auf dem Tempelberg unternehmen. Als die ausblieb und lediglich eine Handvoll Touristen kam, die Steine aber dennoch flogen, riegelte die Polizei das Gelände für Nicht-Moslems sowie arabische Männer unter 50 ab. Einige geistliche Oberhäupter brachten die ohnehin er-
hitzten Gemüter der jungen Moslems noch mehr in Wallung. Scheich Raad Salah von der nördlichen Abteilung der islamischen Bewegung rief alle auf, »zur Al-Aksa- Mo-
schee zu pilgern, um sie zu beschützen«. Einer arabischen Fernsehstation sagte er, dass die israelischen Besatzer dort eine Synagoge errichten wollten. Zudem wurde kolportiert, jüdische Siedler wollten den bi-
blischen Tempel wieder aufbauen.
Schnell weiteten sich die Ausschreitungen bis in die gesamte Jerusalemer Altstadt und ins Flüchtlingslager Schuafat aus. Dutzende Polizisten wurden durch Steinwürfe, ein Soldat durch einen Messerstich verletzt, 50 Menschen in Gewahrsam genommen. Knessetmitglied Schaul Mofaz glaubt nicht an einen Flächenbrand der Gewalt: »Das sind einige Extremisten, die die jüdischen Feiertage stören und das Bild eines Widerstandes erzeugen wollen. Mehr nicht.«
Die Regeln um den Tempelberg sind kompliziert und für Außenstehende kaum mehr zu durchschauen. Sie werden vom Waqf kontrolliert, der unter jordanischer Aufsicht steht. Zwischen 2000 und 2003 war das Gelände für Besucher geschlossen, danach entschied sich Israel, es zu be-
stimmten Tageszeiten für Touristen zu öffnen. Ein weiterer Stein des Anstoßes, denn oft seien die »Touristinnen nicht züchtig gekleidet«, ließ Hatem Abdel Qader wissen, Berater für die Palästinensische Autonomiebehörde. Qader war wegen Anstachelung kurzzeitig festgenommen worden.
Sivan Wüstemann

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