Eine gescheiterte Karriere als Physikprofessor, eine zerbrochene Ehe und ein misslungener Selbstmordversuch liegen hinter dem Eigenbrötler und Pessimisten Boris Yellnikoff (Larry David). Sein mühsam zusammengehaltenes Leben bekommt noch mehr Risse, als er vor seiner Wohnungstür auf die hübsche Ausreißerin Melody (Evan Rachel Wood) trifft. Diese quartiert sich kurzerhand bei ihm ein. Langsam kommen sich die zwei höchst unterschiedlichen Charaktere näher. Melody himmelt Boris regelrecht an, er ist in ihren Augen ein Genie. Auch Boris fühlt sich auf eine seltsame Art zu der naiven und fröhlichen jungen Frau hingezogen. Er, der sich stets mit zornigen Tiraden gegen die Welt geschützt hat, wird durch die Begegnung beileibe nicht sensibler, aber zumindest offener gegenüber äußeren Einflüssen. Und so kommt es, wie es kommen muss: Die Ehe besiegelt diese eigentümliche Liebe. Erst das Auftauchen von Melodys Mutter Marietta (Patricia Clarkson) bedroht das Idyll. Ihr gelingt es, Zweifel in Melodys Köpfchen über Boris zu säen, obwohl sie selbst gerade die Freuden der freien Liebe entdeckt.
Woody Allens Protagonist Boris stellt schon in der ersten Szene klar: Dies ist kein Feel-Good-Movie! Und da schon manifestieren sich bereits die größten Probleme der Komödie. Zum einen in Hauptdarsteller Larry David. Als Komiker, Produzent und Erfinder diverser US-Shows ist er unschlagbar. Natürlich hat er auch schauspielerisches Talent, dieses reicht im Falle von Whatever Works aber nicht aus. Zu steif, zu klischeehaft, zu ungeschickt gibt er die teilweise genialen und witzigen Dialoge und Monologe Allens wieder. Zwar liegt gerade in der Künstlichkeit eine gewisse Portion Humor, David schafft es aber nicht, darüber hinauszugehen und die Spritzigkeit der ersten Minuten bis zum Ende durchzuhalten. Zum anderen verwendet Allen ein etwas antiquiertes, dramaturgisches Mittel. Er lässt seinen Protagonisten sich an das Publikum wenden. Immer wieder blickt und spricht Boris direkt in die Kamera. Doch dieser unmittelbare Kontakt spricht nicht an, sondern irritiert, hat zur Folge, dass das Publikum aus dem Film aussteigt und einige Minuten braucht, um erneut in die Handlung einzusteigen.
Das bedeutet nicht, dass diese Komödie komplett humorlos oder missraten wäre. Sie hat auch ihre starken Seiten, etwa wenn Patricia Clarkson die Wandlung von der erzkonservativen Mutter Marietta zur lebenslustigen Ménage-à-trois-Künstlerin vollzieht, wenn Protagonist Boris unvorhergesehene Selbstmordversuche begeht oder Evan Rachel Wood mal nicht durch ihre bewusste Fröhlichkeit nervt und nachdenklichere Nuancen zeigt. Dass Woody Allen mit Whatever Works nicht der große Coup gelungen ist, dürfte ihm selbst klar sein. Vor allem nach dem wunderbar harmonischen und charmanten Vicky Cristina Barcelona war es sicherlich schwer, noch eins draufzusetzen. Allen grub in seiner Schatzkiste und entdeckte ein rund 30 Jahre altes Drehbuch. Vielleicht hat sich der Ausnahmeregisseur zu wenig Zeit genommen, um das an sich exzellente Drehbuch zu aktualisieren. Andrea Niederfrininger
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