Richard Bermann ist stolz. Der Vorsitzende der Synagogengemeinde Saar steht auf einem kleinen Podest des Kinosaals und blickt in viele Gesichter. Das Programm-Kino »Achteinhalb« platzt am ersten Abend der Jüdischen Filmtage aus allen Nähten. Bis zum 15. Oktober werden Streifen aus den USA, Israel, Frankreich und Deutschland zu sehen sein.
Zum ersten Mal hat die Synagogengemeinde Saar das Filmfestival organisiert. Bermann möchte die »Vielseitigkeit jüdischen Lebens in der Welt« zeigen und dabei aber Konflikte und Probleme nicht verschweigen. Die Idee eines jüdischen Filmfestivals ist nicht ganz neu, denn bereits in den Jahren 1992 bis 1996 gab es in Saarbrücken Jüdische Kulturtage, in deren Rahmen Filme gezeigt wurden. Doch nun soll diese Tradition wiederbelebt werden und regelmäßig stattfinden.
Seinen Ursprung nahm das Projekt auf einer Bildungsreise nach Israel, die eine Saarbrücker Gruppe um Bermann im vergangenen Jahr auch nach Aschkelon führte. Dort, nahe der Nordgrenze des Gasastreifens, liegt das Sapir College. Seit sie- ben Jahren gibt es eine Abteilung für Film- und Fernsehkunst, die einen weltweit guten Ruf genießt. Der Besuch am Sapir College sei es gewesen, der den Stein ins Rollen gebracht habe, erzählt Bermann. Daher habe man den Schwerpunkt der diesjährigen ersten Festival-Ausgabe auch auf Absolventenfilme gelegt. Gleich eine mehrköpfige Delegation hat die Hochschule zur Eröffnungsfeier geschickt. Und die Gäste zeigten sich beeindruckt. Die Dozentin Ruthie Eitan sieht im Saarland mit seiner Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zu Frankreich den idealen Austragungsort für das Filmfest. Man erlebe hautnah, wie Völkerverständigung nach jahrhundertelanger »Erbfeindschaft« möglich sei. Eine Erfahrung, die Eitan mit in ihre Heimat nimmt – in eine Grenzregion, wo Juden Nordafrikas, Beduinen, russische und asiatische Immigranten und Palästinenser in unmittelbarer Nachbarschaft leben.
Kooperationspartner für sein Projekt fand Bermann auch auf deutscher Seite: Das Saarbrücker Kulturdezernat griff ebenso unterstützend ein wie das Kultusministerium des Saarlandes, die Landesmedienanstalt und viele private Sponsoren. Am Ende stand ein Programm, das sich sehen lassen kann. Den Auftakt machte ein amerikanischer Spielfilm: Arranged erzählt die Geschichte von zwei jungen Frauen – einer orthodoxen Jüdin und einer Muslima, die über gemeinsame Erfahrungen Freundinnen werden.
All diese Filme, hoffen die Veranstalter, könnten dazu beitragen, das Bild vom israelischen Kino zu verändern. Denn viele Deutsche verbinden das Filmland Israel noch immer mit leichten 70er-Jahre-Komödien wie »Eis am Stiel«. Das deutsche Publikums für den israelischen Film zu begeistern, steht also im Mitelpunkt des Saar- brücker Festivals. Johannes Kloth
saarbrücken