Nahost

UN-Chef will Ende der Anti-Terror-Operation im Westjordanland

UNO-Generalsekretär António Guterres Foto: picture alliance / Sipa USA

UN-Generalsekretär António Guterres hat sich zutiefst besorgt über die explosive Lage im Westjordanland und Israels Anti-Terror-Einsatz in dem besetzten Gebiet gezeigt. »Er verurteilt auf das Schärfste den Verlust von Menschenleben, darunter auch von Kindern«, erklärte sein Sprecher Stéphane Dujarric. Guterres fordere die sofortige Beendigung der Operation.

Die einzigen vorliegenden Opferzahlen stammen von den Behörden der Palästinensischen Autonomiebehörde. Letztere unterstützt den Terror, indem sie sogenannte »Märtyrer« dafür bezahlt, Israelis zu ermorden.

Israel geht auch im Westjordanland gegen den palästinensischen Terror vor. Ein Armeesprecher begründete das Vorgehen mit der deutlich gestiegenen Anzahl von Anschlägen auf Israelis.

Borrell will Sanktionen

Wegen Aufstachelung zu Hass und Menschenrechtsverletzungen hat der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell den Regierungen der 27 EU-Staaten derweil einen Vorschlag für Sanktionen gegen Israels Finanzminister Bezalel Smotrich und Polizeiminister Itamar Ben-Gvir unterbreitet, die beide als rechtsextrem gelten.

Die US-Regierung verhängt derweil wegen der extremistischen Siedlergewalt weitere Sanktionen, diesmal gegen die israelische Nichtregierungsorganisation Haschomer Josch. Ende Januar seien die Bewohner des palästinensischen Beduinen-Dorfs Chirbet Zanuta bei Hebron dazu gezwungen worden, den Ort zu verlassen, teilte das US-Außenministerium mit.

Freiwillige der NGO hätten das Dorf daraufhin umzäunt und die Rückkehr der Bewohner verhindert. Die USA haben schon mehrfach Siedler im Westjordanland sanktioniert. »Israel betrachtet die Verhängung von Sanktionen gegen israelische Bürger mit größter Ernsthaftigkeit«, teilte das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu mit. Die Angelegenheit werde mit den USA diskutiert.

Katz will Evakuierung

Nach israelischer Darstellung ist Ziel des großangelegten Einsatzes im Westjordanland - vor allem in Dschenin und Tulkarem - ein vom Iran unterstütztes Terrornetzwerk. Beide Städte gelten als Hochburgen des palästinensischen Terrors.

Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast elf Monaten seien allein von dort aus rund 150 Anschläge mit Schusswaffen und Sprengsätzen auf Israelis verübt worden, erklärte ein Militärsprecher.

Israels Außenminister Israel Katz meinte auf der Plattform X: »Wir müssen mit der Bedrohung genauso umgehen wie mit der Terror-Infrastruktur in Gaza, einschließlich der vorübergehenden Evakuierung palästinensischer Zivilisten.« Es sei »ein Krieg in jeder Hinsicht, und wir müssen dabei siegen«. Ein Armeesprecher sagte, ihm sei zu möglichen Evakuierungsplänen der Zivilbevölkerung im nördlichen Westjordanland nichts bekannt.

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Telefonat mit Al-Sisi

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) war sich mit Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi am Telefon einig, dass es »jetzt mehr denn je darauf ankomme, die destruktive Spirale von Vergeltungsgewalt in der Region zu durchbrechen«, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit in Berlin im Anschluss mitteilte.

Beide hätten die Bedeutung eines Abkommens zur Freilassung der Geiseln und eines Waffenstillstands im Gazastreifen unterstrichen. Zudem seien sie sich einig in ihrer Ablehnung des Siedlungsbaus im Westjordanland und in ihrer »klaren Verurteilung extremistischer Siedlergewalt und jedweden Versuchs der Vertreibung von Menschen aus den palästinensischen Gebieten«, teilte der Sprecher mit.

Israels Militäreinsatz im Westjordanland könnte nach Informationen der »Times of Israel« noch länger dauern. Er sei Quellen in der Armee zufolge auf mehrere Tage angelegt. UN-Generalsekretär Guterres fordere die Sicherheitskräfte auf, »größtmögliche Zurückhaltung zu üben und tödliche Gewalt nur dann anzuwenden, wenn dies zum Schutz von Menschenleben absolut unvermeidlich ist«, erklärte sein Sprecher weiter.

Schutz der Zivilbevölkerung

Dieser Maxime folgt Israel ohnehin. Die Streitkräfte (IDF) schützen auch in Gaza die Zivilbevölkerung, indem sie sie jeweils vor Angriffen per Anruf, SMS und auf abgeworfenen Flugblättern zur Flucht auffordern. Fluchtrouten und humanitäre Zonen hat Israel bisher im Gazastreifen eingerichtet.

Letztlich könne nur ein »Ende der Besatzung und die Rückkehr zu einem sinnvollen politischen Prozess, der eine Zwei-Staaten-Lösung herbeiführt, ein Ende der Gewalt bringen«, sagte der Sprecher von Guterres weiter.

Unterdessen gehen die Kämpfe im Gazastreifen ebenso weiter wie die Bemühungen um eine Waffenruhe und Freilassung der verbliebenen Geiseln in der Gewalt der Hamas. Eine israelische Delegation sollte zu weiteren Gesprächen über ein Abkommen mit der Hamas in die katarische Hauptstadt Doha reisen.

Toter Soldat geborgen

Die indirekten Verhandlungen, bei denen Katar sowie Ägypten und die USA zwischen der Terrororganisation Hamas und Israel vermitteln, treten seit Monaten auf der Stelle.

Israelische Einsatzkräfte haben unterdessen im Gazastreifen die Leiche eines israelischen Soldaten gefunden und zurück nach Israel gebracht. Der Mann sei bereits am 7. Oktober während des Massakers der Hamas im israelischen Grenzgebiet getötet worden, hieß es in einer Erklärung der Armee, des israelischen Geheimdienstes Schin Bet sowie der Polizei.

Die Hamas hat jetzt nach israelischer Zählung noch 107 Geiseln in ihrer Gewalt. Mindestens ein Drittel davon gilt als tot. Das Massaker, bei dem Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen mehr als 1200 Menschen ermordeten und mehr als 250 weitere nach Gaza verschleppten, war Auslöser des Krieges. dpa/ja

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