konzert

Tue Gutes und sing darüber

Leonard Cohen kam, sang und siegte. Am vergangenen Donnerstag eroberte der 75-jährige Kanadier mit seinen Songs und seiner Lyrik das vollgepackte Fußballstadion von Ramat Gan. Die physische Distanz von den Rängen bis zum Künstler war zwar enorm. Aber dank seiner Energie, seiner Ausstrahlung und seinem charismatischen Charme gelang es ihm, den Abstand zu überwinden. So dass jeden der 50.000 Co- hen-Fans das Gefühl überkam, er würde für ihn allein singen. Das Publikum war begeistert, die Kritiker voll des Lobes.
Nicht die UN-Generalversammlung in New York oder Wahlen in Deutschland waren das Tagesthema, sondern das Konzert des Künstlers, der während des Jom-Kippur-Kriegs von 1973 das letzte Mal in Israel gesungen hatte. Mehr als drei Stunden stand er auf der Bühne, ließ sich keine Müdigkeit anmerken. Und am Ende der Show tänzelte er behände und schwungvoll, fast übermütig wie ein Teenager, davon. Cohen hat Tel Aviv in seinen Bann gezogen.
Kopien seines Borsalinohutes waren unmittelbar nach der Vorstellung der große Renner in einer Stadt, die sich doch sonst eher lässig denn elegant gibt. Er wisse nicht, ob man sich nochmals über den Weg laufen werde, sagte der Künstler am Anfang des Konzerts und versprach, »in dieser Nacht alles zu geben«. Das tat er auch. Mit der für ihn typischen Mischung aus Pathos, Melancholie und Ironie sorgte er für restlose Begeisterung unter den Zuschauern. Dabei überrascht er bei bekannten Songs gerne mit Variationen und übertrifft Versionen, die er im Studio aufge- nommen hat. »Who By Fire« zum Beispiel erhält einen orientalischen Flair und wird um Harfenklänge ergänzt. Cohen singt nicht nur, sondern er zelebriert den Segen des Hohepriesters.
Zudem solidarisiert er sich mit den israelischen und palästinensischen Familien von Terroropfern, die im Publikum sind. Er preist deren noblen Versuch, trotz der erlittenen persönlichen Tragödie den Dialog mit der anderen Seite zu leben. Das sind keine leeren Worte. Denn der poetische Sänger lässt den Gewinn des Konzerts einer neuen Stiftung zukommen, die sich für die israelisch-palästinensische Verständigung einsetzen soll. Der von Cohen gegründete »Fonds für Versöhnung, Toleranz und Frieden« legt einen rassigen Start hin. Rund zwei Millionen Dollar stehen ihm zur Verfügung. Davon profitieren sollen Organisationen wie »The Parents Circle«, der Radi0sender »Kol Hashalom« oder »Saving Children« vom Peres-Zentrum für Frieden.
Denn Cohen, der Mystiker, will nicht nur ein spirituelles Erlebnis vermitteln. Sein Konzert in Tel Aviv ist ein politisches Bekenntnis. Cohen hat dem Druck widerstanden, Israel zu boykottieren, wie das palästinensische und britische Gruppen von ihm verlangt hatten. Sein Kompromissangebot, auch in Ramallah zu singen, wurde von den Palästinensern abgelehnt. Solange er das »koloniale Apartheidregime in Israel weißwasche«, sei er in Ramallah nicht willkommen.
Die israelischen Cohen-Liebhaber haben ihm den Widerstand gegen die Boykottbewegung gedankt. Die Tickets für das Konzert im Fußballstadion, die immerhin zwischen 1.000 und 1.200 Schekel kosteten, waren innerhalb von zwölf Stunden verkauft. Pierre Heumann

Interview

»It’s been a tough year«

Yana Naftalieva on the meeting of the World Union of Jewish Students in Berlin, anti-Semitism at universities and her wishes for 2025

von Joshua Schultheis  27.12.2024

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Dezember bis zum 2. Januar

 23.12.2024

Debatte

Schweden stoppt Unterstützung von UNRWA

Hintergrund des Schrittes ist die Entscheidung Israels, der UNRWA wegen ihrer Verwirklichung in den palästinensischen Terror jegliche Tätigkeit auf israelischem Territorium zu untersagen

 20.12.2024

Kunst

Leitung der documenta 16 wird heute bekanntgegeben 

Wer wird die nächste documenta kuratieren? Die Findungskommission der für 2027 geplanten Schau will ihre Entscheidung jetzt bekanntgeben

von Nicole Schippers  17.12.2024

Nach Assad-Sturz

Libanesischer Politiker ruft Landsleute zur Rückkehr auf

Im von zahlreichen Krisen geplagten Libanon herrscht neue Zuversicht. Nach den Worten eines wichtigen Politikers ist die Weihnachtsfreude in diesem Jahr gar »doppelt so groß«

 17.12.2024

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024

Thüringen

Mario Voigt mit Stimmen der Linken zum Ministerpräsident gewählt

Der CDU-Politiker brauchte nur einen Wahlgang

 12.12.2024

Antisemitismus

RIAS: AfD ist eine Gefahr für Juden in Deutschland

Die Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus präsentierte auch neue Zahlen zu antisemitischen Vorfällen

 11.12.2024

Amsterdam

Nach antisemitischer Hetzjagd: Haftstrafen für drei Angeklagte gefordert

Einen Monat nach den Übergriffen stehen nun sieben Menschen vor Gericht

 11.12.2024