von Wladimir Struminski
Es ist 19 Uhr. Die Hitze des Tages ist ei-
nem milden Jerusalemer Abend gewichen. In dem kleinen Tal zwischen der Altstadt und dem Westteil der Stadt haben sich 150 geladene Gäste versammelt, um bei der Grundsteinlegung eines besonderen Projekts dabeizusein. Hier wird Jerusa-
lems »Teddy-Park« entstehen, benannt nach dem legendären Bürgermeister Ted-
dy Kollek. Auf einer Fläche von 30.000 Quadratmetern, erklärt Uri Schitrit, Planer des Parks und Ex-Stadtingenieur, entstehen Grünflächen, Sitzmöglichkeiten, ein Amphitheater und ein Springbrunnen mit dem stattlichen Durchmesser von 16 Metern. Das würde Kollek, Jerusalems umtriebigstem Bauherrn seit David und Salomo, wohl gefallen. Ein passendes Monument für den Bürgermeister, der andere, so sein Sohn, Amos Kollek, um Haupteslänge überragte. Ein aktives Denkmal, das den Bürgern von Kolleks Stadt eine Verschnaufpause in der Hektik des Alltags, ein Plätzchen im Schatten, eine Stunde Frieden gönnen wird. Im Amphitheater werden aber auch bis zu 400 Gäste Platz finden, um Konzerte und Aufführungen zu genießen.
Der Park hat aber auch eine andere Dimension, und auch das wäre gewiss in Kolleks Sinne: Der »Teddy-Park« wird eine Begegnungsstätte für Jerusalemer unterschiedlichster Couleur sein. Hier sollen Ju-
den und Araber, Säkulare und Ultra-
orthodoxe flanieren und Kleinkinder nach ihrer »Ima« oder »Ummi« rufen. Das ist auch der Grund, aus dem die – von Kollek vor Jahrzehnten gegründete – Jerusalem- Foundation das Projekt unter ihre Fittiche nahm und Hunderte von Spendern zu fi-
nanzieller Unterstützung bewegen konnte. »Wir haben beschlossen«, sagt Ruth Che-
schin, Präsidentin der Jerusalem-Founda-
tion, »Teddys Namen an der Schnittstelle zwischen dem Osten und dem Westen der Stadt und damit an einem Ort zu verewigen, der Teddys lebenslanges Bestreben symbolisiert: zu sehen, wie Jerusalems Bürger zusammenleben, Seite an Seite, in Zusammenarbeit und guter Nachbar-
schaft.« »Wie viel Interaktion es zwischen Juden und Arabern geben wird, weiß ich nicht«, räumt Dan Meridor, Vorsitzender der Jerusalem-Stiftung, ein. In Jerusalem aber ist auch ein friedliches Nebeneinan-
der ein Gewinn. »Hier werden Juden und Araber als Gleiche zusammenkommen«, weiß der ehemalige Finanz- und Justiz-
minister. Für ihn, den in Jerusalem aufgewachsenen Spross einer prominenten Fa-
milie, hat der Park auch symbolischen Wert. »Als ich ein Kind war«, erinnert sich Meridor, »erstreckte sich hier das Nie-
mandsland.« Jetzt soll es ein Teil der Stadt werden, der allen zugute kommt. Steht die Idee der Koexistenz aber nicht im Wider-
spruch zu den Realitäten in der innerlich nach wie vor geteilten Stadt? Haben arabische Bewohner Ostjerusalems nicht gerade zwei Terroranschläge verübt? »In Jerusalem«, erwidert Meridor, leben 250.000 Araber. Wenn zwei davon zu Terroristen würden, sei das nicht die Regel. »In anderen Städten der Welt finden mehr Morde statt.«
Uri Lupolianski, der ultraorthodoxe Bürgermeister der Heiligen Stadt, wünscht dem Projekt »Davids Segen«. Bis die Bull-
dozer auffahren, werden aber noch mehrere Monate vergehen. Der erste Spatenstich ist für 2009, die Fertigstellung für 2010 vorgesehen. An diesem Abend wird schon mal im Beisein von Kolleks Witwe, Tamar, die schlichte Tafel enthüllt: »Teddy-Park – Gedenken Teddy Kolleks« steht darauf in Hebräisch, Englisch und, versteht sich, Arabisch. Auch die Botschafter Deutsch-
lands und Österreichs, Harald Kinder-
mann und Michael Rendi, beehren den im deutschsprachigen Raum vielleicht populärsten Israeli Kollek mit ihrer Anwesen-
heit. Schuli Nathan, Erstinterpretin der inoffiziellen Stadthymne »Jeruschalajim schel Sahaw«, untermalt die Zeremonie mit Gesang. Und Erinnerungen. »Teddy bat mich oft dazu«, erzählt die Sängerin, »wenn er Spenden aufbringen sollte. Er sagte immer ›Schuli du singst, und ich baue die Stadt‹«. Jetzt singt Schuli, und andere bauen die Stadt.