Ganz Israel ist ein einziges Freilichtmuseum. An jeder Ecke lo-cken historische und kulturelle Schätze. Dazu Badestrände, au-
ßergewöhnlich schöne Natur und moderne Städte mit einladendem Nachtleben. Wer da mit dem Bus oder Auto unterwegs ist, kann schnell den Überblick verlieren. Wa-
rum nicht mal umsteigen und das Land aus anderer Perspektive sehen? Dazu noch sportlich und umweltfreundlich. Ori Livne und Gonen Harpaz von »Israel Cycling« machen es mit ihren geleiteten Touren auf dem Fahrrad möglich.
Livne erinnert sich, wie alles begann: »Wir radelten durch Weinberge und Felder im Norden und erfreuten uns an Wetter und Landschaft. Es war Mitte Januar, strahlender Sonnenschein, perfekt zum Radfahren.« Prompt organisierten sie eine Radtour für Freunde aus den USA, die ein riesiger Erfolg wurde. »Sie waren völlig hin und weg. So dass wir uns danach wie berufen fühlten. Unsere Aufgabe sollte es sein, Radsportler aus aller Welt auf die israelischen Straßen zu bringen«, erzählt der 37-jährige Triathlet. Israel Cycling war geboren.
Touristisch Seit diesem Tag sind einige Jahre vergangen. Mittlerweile organisiert die Firma Radtouren in Israel, hauptsächlich mehrtägige Fahrten mit Gruppen ab 20 Teilnehmern. In diesem Jahr möchten die Organisatoren vor allem Radsportfreunde aus Deutschland ansprechen. »Wir wissen, dass Deutsche gern Rad fahren und es lieben, in der Sonne Urlaub zu machen, warum also nicht beides verbinden?«, meint Livne. Er persönlich kann sich keine schöneren Ferien mehr vorstellen. »Vom Sattel aus hat man einen besonderen Blick-
winkel. Man sieht die kleinen Dinge in der Umgebung, wobei einem jedoch der Ge-
samteindruck der Reise nicht entgeht. Da-
zu hält man sich fit, ist von gleichgesinnten Menschen umgeben.«
Der Fahrradfan ist überzeugt, dass seine Heimat das perfekte Land für diese Touren ist. Er erklärt, warum: »Zum einen ist das Wetter bis auf die heißesten Monate Juli und August das ganze Jahr über zum Fahren geeignet. Es ist immer verlässlich und, anders als in Nordeuropa, sogar im Winter recht mild. Auch Regen fällt nicht sehr viel.« Der Mann, der gemeinsam mit Harpaz Israel Cycling gegründet hat, kennt noch andere Gründe. Die Größe Israels sei wie geschaffen, man könne in einigen Tagen von Nord nach Süd fahren und da-
bei immer wieder neue Umgebungen er-
kunden. »Alles ist dabei, saftig grüne Hügel, Metropolen, imposante Wüsten.«
Brett Bendele aus Austin in Texas bestätigt das. Er ist angetan von seiner Israel-Reise auf zwei Rädern. Der Amerikaner, der seine ersten Versuche auf dem Rad dort machte, wo auch die Wiege des Radprofis Lance Armstrong stand, hat sein Traumziel gefunden: »Ich würde es sofort wieder machen«, sagt er enthusiastisch nach seiner ersten Fahrt mit Israel Cycling. Als Neuling in Sachen Israel hatte er sich anfangs etwas schwer getan, eine Gruppe aufzutun, schließlich mit Ori und Gonen aber die Besten gefunden, wie er meint. »Sie haben mir die allerschönsten Seiten des Landes gezeigt. Es war einfach eine unglaubliche Erfahrung mit tollen Leuten.«
Sportlich Neben der Herausforderung für die Sinne gibt es durchaus einige für den Körper. Der Experte macht klar: »Obwohl in Israel nicht allzu hohe Berge stehen, ist das hier nicht Holland. Es gibt einige Regionen, etwa die Golanhöhen oder die Gegend ums Tote Meer, die sehr anspruchsvoll sind.« Aber nicht jeder, der das Heilige Land per Drahtesel erkunden will, muss Waden wie Armstrong haben. Livne und sein Kompagnon bieten sowohl Touren für erfahrene Radsportler wie für Anfänger an. In der Regel sind sie auf Sportler zugeschnitten, die in der Lage sind, einige Tage am Stück zu fahren, etwa 100 Kilometer täglich, einschließlich Aufstiegen von einigen Kilometern Länge. Die typische Tagesfahrt dauert um die fünf Stunden.
In diesem Jahr sind verschiedene Reisepakete geplant, darunter in einer Woche durch ganz Israel, eine dreitägige Wüstentour von Aschdod bis nach Eilat sowie eine Fahrt für Extremsportler, die in vier Tagen 650 Kilometer von Metulla bis zum Südzipfel führt. Zudem sind internationale Trainingscamps und Mountainbike-Touren vorgesehen. Ständig dabei sind ein Begleitfahrzeug sowie ein Fahrradmechaniker. Gewöhnlich reisen die meisten Teilnehmer mit ihren eigenen Rädern an, es besteht aber die Möglichkeit, Bikes in Israel auszuleihen.
Livne und Harpaz glauben an ihr Konzept und wünschen sich noch viel mehr Gäste aus aller Welt, die ihre Heimat auf dem Drahtesel erkunden wollen. Nach ih-
rem Motto: »Recycle deine Ansicht über Israel – steig aufs Rad!«