Mit der andauernden Gewalt im Nahen Osten häufen sich auch hierzulande antisemitische Vorfälle. Am Dienstagmorgen hat ein staatenloser Mann aus Berlin zwei Polizeiangestellte vor der Synagoge in der Oranienburger Straße mit einer Eisenstange angegriffen und einen Polizisten dabei am Arm verletzt. Der 38-jährige Täter, der sich selbst als Palästinenser ausgab, wurde überwältigt und festgenommen.
In der Nacht zum vergangenen Donnerstag sind am Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde Rostock fünf Scheiben eingeworfen worden, dabei ging auch ein Davidstern über dem Eingang zu Bruch. Die Polizei geht von einem politischen Hintergrund aus. Durch die Doppelverglasung ist jedoch kein weiterer Sachschaden entstanden, sagte der Gemeindevorsitzende, Juri Rosov, der Jüdischen Allgemeinen. Die Stadt hat unbürokratische Hilfe zugesagt, teilte er mit. Dennoch sei der Anschlag ein Schock. In einer gemeinsamen Erklärung von Gemeinde und Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) ist die Rede von einem »schändlichen Akt des Vandalismus«, der Bürger und Gemeinde sehr entsetzt habe. Vor zweieinhalb Jahren, beim Libanonkrieg, hatte es in der Gemeinde schon einmal eine Farbschmiererei gegeben. Ansonsten könne Rosov nichts über eine antisemitische Stimmung in der Umgebung sagen. Im Gegenteil, als die Nachricht bekannt wurde, hätten einzelne Bürger in der Gemeinde angerufen und gefragt, wie sie helfen könnten.
In der mecklenburgischen Stadt Teterow haben unbekannte Täter am Sonntagmorgen die Gedenktafel für die frühere Synagoge der Stadt zerstört. Die ermittelnde Rostocker Polizei vermutet, dass mit einem stumpfen Gegenstand oder einem Werkzeug so lange auf die Granittafel eingeschlagen worden sei, bis sie schließlich zerbrach.
Schmierereien, die sich ganz konkret auf den Krieg im Gasastreifen beziehen, wurden am Sonnabend in Bad Segeberg, nur wenige Meter neben dem alten jüdischen Friedhof, entdeckt. »Juden raus aus Palästina – Intifada« wurde in schwarzer Farbe an eine Mauer gesprüht. Zwei weitere Schmierereien mit den Kürzeln NSBA und NSR, hinter denen sich vermutlich die »Nationale Sozialisten – Bundesweite Aktion« und die »Nationale Sozialisten Rostock« verbergen, entdeckte die Gemeinde an Stromverteilerkästen.
Schockiert ist auch der Direktor des Landespatentzentrums der TU Ilmenau, Rüdiger Schramm. Die Räume des Instituts wurden in der Nacht zum Sonntag verwüstet. Herausgerissene Türen, Schmierereien wie »Juden sind Scheiße« und Hakenkreuze finden sich überall. Schramm, der auch stellvertretender Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen ist, sagte der Jüdischen Allgemeinen, dass die politische Atmosphäre solche Taten begünstige. Einen direkten Zusammenhang zum Krieg in Gasa stellte er nicht her. dpa/hso/kat
Krieg in Gasa