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Tod des Quotenkönigs

Der Quotenkönig ist tot – es lebe der Quotenkönig. Der Sinn für Paradoxes gehörte zu Dudu Topaz wie das offene Hemd und die Brille, die er stets lässig an einer Halskette trug. Nun ist der letzte Vorhang im Leben eines großen israelischen Fernsehstars gefallen. Am vergangenen Donnerstag erhängte sich der 62-Jährige in einer Gefängniszelle, in der er seit Juni wegen des Verdachts einsaß, Angriffe gegen andere Fern- sehpersönlichkeiten in Auftrag gegeben zu haben.
Bereits vor zwei Monaten hatte Topaz im Abu-Kabir-Gefängnis versucht, sich mit Insulin das Leben zu nehmen. Nun beendete der Selbstmord ein schillerndes und kontroverses Leben. Geboren 1946 als Sohn von Lili und Eliahu Goldenberg, startete Topaz seine TV-Karriere als Englischlehrer im Kinderkanal. Schnell jedoch stieg er auf und wurde 1981 über Nacht im ganzen Land bekannt, als er Mitglieder des Likudblocks als »Chachchahim« bezeichnete – ein abwertender Begriff für nordafrikanische Juden. Der damalige Premierminister Menachem Begin kommentierte dies in seiner nächsten Rede: »Bis gestern wusste ich nicht, was ›Chachchahim‹ sind, bis dieser Dudu Topaz das Wort benutzt hat.« Dass Topaz nach der Bemerkung drei Jahre lang von Fernsehauftritten ausgeschlossen war, schadete ihm wenig. Schon seine erste Stand-up-Comedy wurde zu einer der beliebtesten TV-Serien. Mitte der 90er-Jahre avancierte er zum Topstar des israelischen Showbusiness, sonnte sich im Erfolg, zeigte sich mit schönen Frauen, rühmte sich, »jede haben zu können«. Seine Talkshow mit Varieté- und Comedy-Einlagen durchbrach stets die Quotengrenze. Die Beziehung zwischen ihm und seinem Publikum war so eng, dass fast das ganze Land das Licht abschaltete, als er es in einer seiner Sendungen forderte. Mitte der 90er galt er nicht nur als »sexiest man in Israel«, sondern auch als vertrauenswürdigster Kandidat für den Posten des Ministerpräsidenten. Sein Bekanntheitsgrad glich dem von Günther Jauch in Deutschland. Die Episode, in der er versprach, Aliens zu zeigen, brachte 51 Prozent Zuschauerbeteiligung – ein ungeschlagener Rekord. Die Aliens hat allerdings niemand zu sehen bekommen.

choleriker Schon immer galt der Entertainer als selbstverliebt und extrem kritikempfindlich. Wutausbrüche waren nicht selten, nach der wenig wohlwollenden Rezension eines TV-Kritikers zerbrach Topaz dessen Brille und verletzte ihn. In einer seiner Shows biss er einem argentinischen Teenie-Star in die Schulter, später folgten verschiedene Anzeigen von Angestellten wegen sexueller Übergriffe.
Der Erfolg hielt dennoch an – Topaz talkte sich von einem Jahr zum nächsten, bis seine Sendung 2005 zum letzten Mal über die Bildschirme flimmerte. Immer wieder versuchte er, mit neuen Ideen an die Fernsehstationen heranzukommen, doch seine Zeit auf der Bühne war Geschichte. Das war zu viel für den Mann, der offenbar nur im Scheinwerferlicht existieren konnte.

Untergang Nach seiner Festnahme gestand Topaz im Polizeiverhör: Drei Menschen hat er zusammenschlagen lassen, darunter eine Frau, deren kleiner Sohn dabei zusehen musste. Sie wurde mit Knochenbrüchen ins Krankenhaus eingeliefert. Übergriffe gegen andere Fernsehgrößen, die er für seinen Untergang verantwortlich machte, hatte er bereits geplant. An den Entertainer Tzvika Hadar, der das israelische Pendant zu »Deutschland sucht den Superstar« moderiert, hatte Topaz einen Brief mit einer Pistolenkugel geschickt. Darin stand: »Dieses Mal ist es eine kleine Kugel, das nächste Mal wird es eine große Bombe sein.« Der Brief war allerdings in einem Jerusalemer Postamt als unzustellbar liegen geblieben. Obwohl die Zelle des suizidgefährdeten Stars mit Kameras ausgestattet war, gelang es ihm, sich mit dem Kabel eines elektrischen Wasserkochers im Sitzen am Wasserhahn der Dusche zu erhängen. »Wer so etwas schafft, muss einen unendlichen Willen haben zu sterben, weil es große Schmerzen mit sich bringt«, sagte der Kriminologe Gabi Orgal im Armeeradio. Viele Freunde aus dem Showgeschäft erwiesen Dudu Topaz am Freitag auf dem Tel Aviver Ha’Jarkon-Friedhof die letzte Ehre. Sein Sohn Daniel sagte, dass sein Vater ein guter Mensch gewesen sei, der nur eine kurze Zeit der Verwirrung gehabt habe. »Und eines wird er auf jeden Fall immer bleiben«, glaubt Daniel: »der König der Quoten«.

Kultur

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