Meinung

Der Wunsch nach einem Schlussstrich

Beim Online-Interviewformat Jung & Naiv konnten die Hörer vergangene Woche erleben, wie sich der Moderator Tilo Jung und sein Gast Muriel Asseburg von der Stiftung Wissenschaft und Politik gegenseitig in ihrer Schwarz-Weiß-Sicht auf den Nahostkonflikt bestätigten.

Für Asseburg ist die Lage einfach: Es gibt auf der einen Seite die Besetzten, das sind die Palästinenser. Auf der anderen Seite steht Israel, der Besatzer. Fassungslos geben sich Asseburg und Jung angesichts ihres Fantasiegebildes, Deutschland »stütze« kritiklos die Besatzer. Das wäre doch so, als wenn man an der Seite Russlands im Ukraine-Konflikt stünde, glaubt Jung.

konflikt Der ganze Konflikt findet für die beiden in einem luftleeren Raum statt. Dass Israel seit 75 Jahren um sein Existenzrecht kämpft? Wie sich Terroropfer fühlen müssen? Diese Fragen werden nicht gestellt.

Zwei Deutsche sinnieren aus bequemer Entfernung darüber, welche Verteidigung Israel gestattet ist und welche nicht.

Natürlich wurden in dem Gespräch auch richtige Punkte angesprochen: So etwa die problematische Beziehung der aktuellen Regierung zu den Siedlern. Aber all das tritt leider in den Hintergrund, wenn zwei Deutsche aus bequemer Entfernung darüber sinnieren, welche Verteidigung Israel nun gestattet sei und welche nicht. So sei die Raketenabwehr laut Asseburg in Ordnung, U-Boote hingegen nicht.

finale Das traurige Finale erreicht die Sendung, als Asseburg behauptet, »wir« hätten die israelische Regierung zum »Schiedsrichter« darüber gemacht, »ob wir denn sinnvoll mit unserer Vergangenheit umgehen, ob wir geläutert sind, ob wir genug gesühnt haben«. Dieses deutsche Volks-Wir kennt keine jüdischen Deutschen und nimmt die gleiche Perspektive ein wie Kunzelmanns »Judenknacks« oder Walsers »Moralkeule Auschwitz«.

Da ist er wieder, der Wunsch nach dem Schlussstrich. Und offenbar kann man sich Abgeordnete nur als Marionetten vorstellen, die 2019 im Bundestag die BDS-Bewegung deshalb als antisemitisch verurteilt haben, weil sie von der israelischen Regierung »gelenkt« werden. Doch genau, um solchen Narrativen etwas entgegenzusetzen, habe ich damals für diesen Beschluss gestimmt.

Die Autorin ist Bundestagsabgeordnete für Bündnis 90/Die Grünen.

Bund-Länder-Kommission

Antisemitismusbeauftragte fürchten um Finanzierung von Projekten

Weil durch den Bruch der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr kein Haushalt mehr beschlossen wurde, gilt für 2025 zunächst eine vorläufige Haushaltsplanung

 12.02.2025

Österreich

Koalitionsgespräche gescheitert - doch kein Kanzler Kickl?

Der FPÖ-Chef hat Bundespräsident Van der Bellen über das Scheitern der Gespräche informiert

 12.02.2025

Sport

Bayern-Torwart Daniel Peretz trainiert wieder

Der Fußballer arbeitet beim FC Bayern nach seiner Verletzung am Comeback

 09.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Leer (Ostfriesland)

Schoa-Überlebender Weinberg will mit Steinmeier sprechen

Nach seiner Ankündigung, das Bundesverdienstkreuz abzugeben, hat der fast 100-jährige Zeitzeuge ein Gesprächsangebot des Bundespräsidenten angenommen

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025