Am Freitagvormittag der vergangenen Woche haben das Jüdische Museum Berlin und die Universität Potsdam in Berlin einen Kooperationsvertrag geschlossen. Das größte jüdische Museum Europas und das mit 300 Studenten größte Institut für jüdische Studien in Deutschland wollen in Zukunft Wissenschaft und Museumspraxis enger miteinander verzahnen.
An ambitionierten Projekten mangelt es nicht. Im kommenden Wintersemester wollen beide Institutionen ein gemeinsames Seminar unter dem Titel »Porträts von Juden im 18. Jahrhundert« abhalten. Die Anregung dazu kam laut Inka Bertz, Kuratorin des Museums, aus Potsdam, von Christoph Schulte, dem Leiter des Instituts für Jüdische Studien. Beide werden das Seminar gemeinsam leiten.
Das zweite große Pilotprojekt besteht in der Erschließung der sogenannten Memmelsdorfer Privatgenisa. Eine Genisa ist ein Aufbewahrungsort für Schriften, die, weil sie den Gottesnamen erhalten, nicht weggeworfen werden dürfen. Im Februar 2002 war bei der Renovierung eines Hauses im unterfränkischen Memmelsdorf ein Leinensack aus einem Deckenfach gefallen. Darin befanden sich Gebetbuchfragmente, eine Gemeindeordnung, persönliche Briefe, ein Kalender, Lotteriescheine und Visitenkarten. Weitere Funde waren Schuhe und ein Beutel für Tefillin. In Süddeutschland gab es zahlreiche Genisot auf den Dachböden von Synagogen (vgl. Jüdische Allgemeine vom 9. Juli), selten jedoch in Privathäusern wie diesem, das von 1775 bis 1939 einer jüdischen Familie gehörte. Die Memmelsdorfer Genisa soll nun gemeinsam mit Studenten aus Potsdam erschlossen werden. Aubrey Pomerance, Archivleiter des Museums und Leiter des Forschungsprojekts, erläutert die Schwierigkeiten: »Die Texte sind schwer zu entziffern. Sie sind größtenteils handgeschrieben auf Jiddisch, Hebräisch und Deutsch mit hebräischen Buchstaben. Bislang fehlte uns einfach das Personal, um den Fund gründlich zu erschließen.«
Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des Jüdischen Museums, weist darauf hin, dass der Kooperationsvertrag in Zukunft auch für weitere Projekte offen sei. So sei beispielsweise eine Zusammenarbeit mit Potsdamer Musikwissenschaftlern denkbar zum Thema »Was ist eigentlich jüdische Musik?« Ingo Way
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