von Holger Biermann
»Wer ist reich? Jeder, der eine gütige Frau hat«, heißt eine jüdische Weisheit. Viele weitere kleine und große zum Thema Familie gibt es in diesen Tagen in Frankfurt am Main zu erfahren, wo am Sonntag die ersten jüdischen Filmtage eröffnen. Gezeigt werden insgesamt acht Spiel- und Dokumentarfilme in sechs Tagen.
Zum Auftakt läuft im Deutschen Filmmuseum La petite Jerusalem (Frankreich 2005), ein Film, der sich um zwei Schwestern einer tunesisch-jüdischen Arbeiterfamilie dreht, die versuchen, eigene Wege zu gehen und doch überlieferten Geboten treu zu bleiben. Der in Deutschland wohl bekannteste Beitrag der Filmtage ist Der Tango der Rashevskis (Frankreich/Belgien 2003). Er handelt von der Suche einer liberal-jüdischen Familie nach den eigenen religiösen Wurzeln. Zu sehen ist ebenfalls der Streifen Histoires d’Amerique (Frankreich/ Belgien 1989), der vom Schicksal jüdischer Emigranten in New York erzählt und dessen Untertitel den Filmtagen ihr Motto gibt: »Food, Family and Philosophy«.
Alle Filme werden im Deutschen Filmmuseum (Kino am Schaumainkai 41) gezeigt. Einzige Ausnahme: Haseret ha’acharon shel (Israel 2005). Dieser Dokumentarfilm läuft am 11. September im Jüdischen Museum und beschäftigt sich mit der Lebensgeschichte des deutschen Kameramanns und Filmemachers Fred Dunkel. Dieser flüchtete in den 30er Jahren aus Deutschland und ging nach Palästina, wo er den Aufbau des Staates Israel filmisch begleitete. Zur Aufführung wird Ruthy Gazit, die Tochter Fred Dunkels, anwesend sein. Der israelische Filmkritiker, Drehbuchautor und Regisseur Hillel Tryster spricht einleitende Worte.
Die Filmtage sind ein Kooperationsprojekt der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, des Deutschen Filmmuseums und des Jüdischen Museums der Stadt. Dieter Graumann, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, sieht diese ersten jüdischen Filmtage in der Mainmetropole vor allem als Vorspiel und Testlauf für das geplante große jüdische Filmfestival im nächsten Jahr. Er sagt: »Ich wünsche mir viele, viele Zuschauer. Wenn uns das gelingt, machen wir das reiche Kulturleben in Frankfurt vielleicht auf Dauer noch interessanter.« Scherzhaft fügt Graumann an, die etablierte Festival-Konkurrenz in Berlin, Cannes und Venedig könne sich für die Zukunft schon einmal warm anzie- hen. »Dies ist nur der Anfang.«
www.juedischesmuseum.de