von Miryam Gümbel
»Synagoga – Ecclesisa« war der Titel der Veranstaltung im Saal des Münchner Stadtmuseums, zu dem das Angerkloster (Provinzialat der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau), federführend durch Schwester Rita Zirngiebel, und das Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG), vertreten durch Ellen Presser, mit Unterstützung des Münchner Stadtmuseums, eingeladen hatten. Im Rahmen der verschiedenen Feiern zum 850. Geburtstag der Stadt München war ein Wochenende auch den Nachbarn am Münchner Jakobsplatz gewidmet.
Diese Nachbarn sind die IKG mit ihrem neuen Gemeindezentrum, das Angerkloster, das vor allem durch seine Schulen bekannt ist, das Stadtmuseum, das Jüdische Museum und einige private Anlieger. Sie alle feierten bei verschiedenen Veranstaltungen auf dem Platz und in den einzelnen Häusern unter dem Motto »Nachbarn bauen Brücken« (vgl. Jüdische Allgemeine vom 17. Juli). Da lag es nahe, dass sich die Nachbarn Jüdische Gemeinde und katholisches Kloster dem Thema »Synagoga und Ecclesia, Synagoge und Kirche« widmeten. Der Wandel dieses Verhältnisses stand dabei im Mittelpunkt. Auf dem Podium diskutierten zunächst der katholische Theologe Hanspeter Heinz, emeritierter Professor für Pastoraltheologie an der Universität Augsburg, der jüdische Religionslehrer Marcus Schroll, Leiter des Jüdischen Erziehungswesens der IKG, Jutta Fleckenstein, Kuratorin des Jüdischen Museums München, und Kerstin Höckel, Autorin des Buches »Wie kannst du so fest glauben. Meine Schwester, der Gott der Juden und ich« (Piper-Verlag) über Vergangenheit und Gegenwart des christlich-jüdischen Dialogs, seine Chancen und Grenzen. Moderiert wurde die Veranstaltung von Wolfgang Jean Stock, Publizist und Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst. Dass es Diskrepanzen zwischen den Religionen nicht nur in den zurückliegenden Jahrhunderten gab, wurde besonders am Beitrag von Kerstin Höckel klar. Für ihre christliche Familie war es nicht einfach zu verstehen, wie ihre Schwester zum orthodoxen Judentum mit konvertieren konnte. Doch zwischen den beiden Schwestern ist das »Brückenbauen« gelungen. Dass aber noch gewaltige Defizite bestehen, wurde besonders deutlich, als die Diskussion für das Publikum geöffnet wurde. Die von Papst Benedikt wieder zugelassenen Karfreitagsfürbitten standen dabei im Mittelpunkt heftig geführter Diskussionen. Dass dennoch die Hoffnung auf eine beständige Brücke nicht aufgegeben werden dürfe, mahnte der Theologe Heinz an: »Die größte Gefahr ist die Resignation.«
Dass eine gute Nachbarschaft mit gegenseitiger Akzeptanz zwischen Christen und Juden funktionieren kann, unterstrich schließlich Präsidentin Charlotte Knobloch: Zum Abschluss der Veranstaltung trat sie gemeinsam mit Schwester Erharda Bauer vor das Mikrofon: Dass die Synagoge Ohel Jakob neben der Kirche St. Jakob am Jakobsplatz Realität geworden ist, sei für sie wie ein Wunder. Hier sei die Brücke gebaut. Hand in Had mit der Nonne, betonte Knobloch, sie beide würden diese Brücke gemeinsam begehen.