von Eva C. Schweitzer
Daß die Welt vor den Nazis gerettet wurde, verdankt sie nicht zuletzt US-Superhelden: Superman, Batman und ihre Kollegen fochten im Zweiten Weltkrieg für Amerika und seine Alliierten. Die Comicfiguren waren für diesen Kampf hochmotiviert. Schließlich waren sie häufig Schöpfungen jüdischer Zeichner. Vor allem Superman, den Jerry Siegel und Joe Shuster, zwei jüdische Teenager aus Cleveland/Ohio erfunden hatten, gilt als die »ultimative jüdische Assimilierungsphantasie«, wie der Karikaturist Jules Feiffer es formuliert.
Der fliegende Kraftbolzen vom Planeten Krypton, dessen ursprünglicher Name »Kal-El lautet – hebräisch für »Alles, das Gott ist«, wurde, wie einst Moses, in einem winzigen Gefährt vor dem Bösen gerettet. Seitdem lebt er unauffällig als Lokaljournalist Clark Kent unter den Menschen, die ihn für einen bebrillten Schwächling halten. Doch immer, wenn der Erde Gefahr droht, verwandelt sich der Nudnik in den Helden Superman und rettet die Welt.
Superman, Batman und ihre Superheldenkollegen sind bis zum 28. Januar in einer Doppelausstellung Masters of American Comics und Superheroes: Good and Evil in American Comics im Jewish Museum New York und dem Newark Museum in New Jersey zu sehen. Die Schau, die vor allem jüdisch-amerikanischen Zeichnern und ihren Kreationen gewidmet ist, umspannt mehr als hundert Jahre: von Lionel Feiningers Kinder Kids, George Herrimans Krazy Kat und Winsor McCays Little Nemo Anfang des 20. Jahrhunderts über E. C. Segars spinatverzehrenden Matrosen Popeye, Charles Goulds Meisterdetektiv Dick Tracy sowie Charles M. Schulz und die Peanuts bis zum 2005 verstorbenen Will Eisner mit seiner Serie »The Spirit«. Nicht zu vergessen Matt Groening und die Simpsons.
Für jüdische Zuschauer am interessantesten dürfte die Superheldenschau sein. Kuratiert hat sie Jerry Robinson, der zum Batman-Team gehörte, wo er die Figur des Schurken Joker erfand. Batman, ebenso wie Superman, Captain America und The Fantastic Four wurden von Marvel Comics herausgebracht. Diesem legendären Verlag und seinen Superhelden, zu denen Thor, The Green Lantern, Daredevil, Captain Marvel, Submariner, Human Torch und Hawkman zählten, ist ein ganzer Raum in der Ausstellung gewidmet. Nicht zufällig erblickten die meisten dieser Heroen das Licht der Welt in den dreißiger Jahren, als die Weltwirtschaftskrise die Menschen verunsicherte. Erst erschienen die Streifen nur in Zeitungen, ab 1934 wurden in New York die ersten Comic-Hefte veröffentlicht. 1938 hob Superman ab – seine jugendlichen Schöpfer hatten Jahre gebraucht, um einen Verlag zu finden. 1939 schickten Bob Kane und Bill Finger ihren Batman, die menschliche Fledermaus,
in den Himmel von Gotham City.
Anfangs kämpften die Superhelden gegen lokale Superschurken wie den Joker, den Pinguin und Lex Luthor. Doch nachdem die USA 1941 in den Zweiten Weltkrieg eingetreten waren, stellten Batman, Superman und Co ihre überirdischen Kräfte in den Dienst von Uncle Sam, gegen Hitler, Mussolini und Tojo. Erfahrung im Kampf gegen die Achsenmächte brachte Superman mit, der schon 1940 Hitler vor ein Strafgericht des Völkerbunds gebracht hatte (auch Stalin, der bis zu Hitlers Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 ein Quasi-Verbündeter der Nazis gewesen war). Ein Comic-Strip sah gar den japanischen Überfall auf Pearl Harbor
voraus, einen Monat, bevor er geschah. Das FBI nahm daraufhin kurzzeitig den Verlag »National Comics« unter die Lupe.
Rund 20 Millionen solcher patriotischen Comics wurden im Zweiten Weltkrieg in den USA verkauft. Besonders bei der US-Army waren sie beliebt. Die GIs konnten hier erfahren, wogegen sie in den Krieg zogen. In einem Streifen beispielsweise wird Captain Americas Gefährte Bucky von den Nazis vergast.
www.thejewishmuseum.org