Daß gut gemeint nicht immer gut gemacht ist, diese Binsenweisheit hat eine 3sat-Dokumentation zum Thema Schächten am Montagabend wieder einmal bestätigt. Auf Messers Schneide wollte das Dilemma zwischen Religionsfreiheit auf der einen und Tierschutz auf der anderen Seite verdeutlichen, und zeigen, wie es in Österreich, Großbritannien, der Schweiz und Deutschland gelöst wird. Während sich in der Schweiz,die Schächten grundsätzlich nicht erlaubt, jüdische Gemeinden und Tierschützer unversöhnlich gegenüberstehen und in Österreich die rechtspopulistische FPÖ mit dem Thema Stimmung gegen Fremde zu machen versucht, haben die Briten das ganze pragmatisch und zugleich konsequent gelöst. Muslimen wird über einen Arbeitskreis geholfen, im Rahmen des geltenden britischen Rechts zu schächten. Das jüdische Schächten ist seit Jahrzehnten etabliert, »damit hatten wir nie Probleme«, sagt der zuständige Beamte.
Solche Inhalte allerdings kann ein Zeitungsartikel mindestens genauso gut vermitteln – ein Film braucht überzeugende Bilder. Doch genau da fiel die Doku ab. Sie war voll mit peinlichen Text-Bild-Scheren und falschem Archivmaterial. Tiefpunkt: Als es im Text um einen türkischen Metzger ging, der erfolgreich vor dem Bundesverfassungesgericht klagte, sah man im Bild den Terrorverdächtigen Abdelghani Mzoudi.
Das Anliegen der Filmemacher, Verständnis für beide Seiten zu wecken, scheiterte aber nicht an solchen handwerklichen Details, sondern bereits an der Grundannahme eines Dilemmas. Für Juden zumindest besteht überhaupt kein Widerspruch zwischen Religionsfreiheit und Tierschutz. Schächten ist für sie, wenn es von Experten durchgeführt wird (und nicht wie beim muslimischen Opferfest auch von Laien auf der grünen Wiese), tierfreundlicher als alle anderen Methoden der Tötung. Um diese These zu hinterfragen, hätte dem Film eine kritische Bestandsaufnahme der gängigen Praxis der Massenschlachtung in Europa gut angestanden. Doch die fehlte. Tobias Kaufmann
Schächten