Malen, Töpfern, Tanzen, Nachhilfe, Sprachkurse: Das Angebot der ZWSt (Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland) an der Oranienburger Straße in Berlin ist vielfältig – und wird es auch bleiben. Die 700 Teilnehmer der Kurse und Besucher des Treffpunktes »Hatikwa« können weiterhin das Angebot dort nutzen. Die ZWSt und die Jüdische Gemeinde zu Berlin haben sich geeinigt, dass sich die Organisation an den Kosten für die Nutzung der Räume beteiligt. Für dieses Jahr wurde eine fünftstellige Summe (40.000 Euro) vereinbart. »Allein für Strom und Heizung haben sich bisher die jährlichen Kosten auf 70.000 Euro belaufen, immerhin geht es um 1.400 Quadratmeter«, meint André Lossin, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.
Endlich sei der Streit ausgeräumt, sagt Gemeindechef Gideon Joffe. Auch Abraham Lehrer, Vorstandsvorsitzender der ZWSt, ist erleichtert und hofft, dass »die Querelen beendet sind und weiter im guten Geiste in der Zukunft zusammengearbeitet werden kann«.
Der Streit war im November vergangenen Jahres durch eine fast ganzseitige Anzeige im Gemeindeblatt »jüdisches berlin« öffentlich geworden. Darin verwies der Vorstand darauf, dass man zwar seit 15 Jahren mit der ZWSt eng zusammen- arbeite, nun aber um die Fortsetzung dieser Kooperation fürchte. »Ein bemerkenswerter Teil des Millionendefizits der Jüdischen Gemeinde stammt aus Subven-
tionen für den Treffpunkt ›Hatikwa‹. Die Jüdische Gemeinde muss immerzu ihr Vermögen auflösen, um für Kosten wie diese aufzukommen.« Man wolle sich um eine rentable Nutzung des Objektes bemühen.
Die ZWSt konterte. In einem an die Gemeindemitglieder gerichteten Brief wurde darauf hingewiesen, dass die Verantwortlichen der Gemeinde verschweigen würden, wie viel finanzielle Unterstützung sie von der ZWSt erhalten hätten, und dass sie für die Räume von anderer Seite bezuschusst würden. Der Vorstand tue alles, um »die ZWSt aus der Oranienburger Straße herauszubekommen«.
Mehrfach gab es seitdem Treffen des Gemeindevorstands mit den Verantwortlichen der ZWSt, die jetzt in die schriftliche Vereinbarung mündete. Die ZWSt hat mittlerweile auch drei Räume geräumt, die von der Gemeinde dringend für die eigene Verwaltung benötigt wurden. Es werde nun zudem geprüft, ob weitere Räume gemeinsam mit der Jüdischen Oberschule genutzt werden könnten. Die Schule – mit ihrem Hauptgebäude in der Großen Hamburger Straße nur wenige hundert Meter entfernt – hat so viele Anmeldungen fürs nächste Jahr, dass auch sie Platznot hat. Beispielsweise biete sich der Bastelraum dafür an, so Abraham Lehrer, oder Klubräume, die tagsüber nicht benutzt werden. Christine Schmitt
Vertrag