von Christine Schmitt
»Still ist es eigentlich nie im Olam«, sagt Igor Ginzburg, der Leiter des Jugendzentrums an der Joachimstaler Straße. Musik ertönt nachmittags aus vielen Räumen. Montags geht es noch recht ruhig zu, da steht neben Schach und Foto-Kursen auch Hebräisch auf dem Programmplan. Israelische Lieder und Tänze studiert das Ensemble »Gita« immer dienstags ein, während Mädchen an der Rhythmischen Sportgymnastik feilen. Donnerstags trifft sich das Orchester »Kids Groove«. Daneben gibt es noch Keyboard- und Schlagzeug-Kurse, außerdem am Mittwoch immer die »Mini- Playback-Show«.
»Das Jugendzentrum Olam soll wieder ein lebendiger Treffpunkt werden, das ist das wichtigste Ziel«, sagt Igor Ginzburg. Er sei sehr zufrieden, wie es während der vergangenen Monate laufe. »Alles klappt wunderbar«, betont Ginzburg, der seit einem Jahr diese Einrichtung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin leitet.
»Wir sind sehr daran interessiert, daß weiter konstruktiv im Jugendzentrum gearbeitet wird«, sagt auch Peter Sauerbaum, im Gemeindevorstand für Kultur, Bildung und Wissenschaft zuständig. Vor Igor Ginzburg hat es innerhalb kurzer Zeit mehrere Wechsel in der Leitung gegeben. Im vergangenen Sommer führten Konflikte dazu, daß die Madrichim (Jugendgruppenleiter) zurückgetreten sind, von denen nun aber wieder einige im Olam aktiv sind. Ein ehemaliger Madrich hatte erst kürzlich bei einer Gemeindeversammlung öffentlich Kritik an der Leitung geäußert.
Mittlerweile reicht der Platz an der Joachimstaler Straße schon nicht mehr aus für das wachsende Angebot. Igor Ginzburg hofft, noch zusätzliche Räume an der Oranienburger Straße zu bekommen. »Da könnten dann ruhigere Seminare, wie Schach, Hebräisch oder Malerei stattfinden.« Alle Kurse würden gut besucht, wobei ein Höhepunkt der Jazztanz sei, zu dem regelmäßig mehr als 35 Kinder und Jugendliche kommen.
Neben den etablierten Angeboten entstehen auch mehrere neue Projekte. So werden derzeit Tänzer für Bühnenauftritte bei Konzerten und Feiern gesucht, die gemeinsam eine Choreographie erarbeiten sollen. Benjamin Schalumon hat vor zwei Monaten den »Klub der Witzigen und Schlagfertigen« initiiert. »Die Schauspieler müssen improvisieren und auf die Einwürfe der Zuhörer reagieren«, erklärt er. 25 Jugendliche seien bereits mit dabei.
Der wichtigste Tag in der Woche ist für die 14 Madrichim des Jugendzentrums der Sonntag. Dann leiten Larisa, Eytan, Erik, Boris, Maxim, Mirjam und noch viele mehr die Peulot (Aktivitäten). Es wird über jüdisches Wissen und Traditionen gesprochen, es werden Spiele veranstaltet oder es wird gemeinsam etwas unternommen. »Etwa 40 Kinder kommen sonntags regelmäßig zu uns«, sagt Igor Ginzburg.
Er sei von seiner Aufgabe begeistert, sagt der 46jährige. »Mir macht die Arbeit sehr viel Freude.« In seiner Heimat, der Ukraine, und in Israel absolvierte er ein Musik- und Pädagogikstudium. Vor zwölf Jahren kam er nach Berlin, um in einem Blasorchester mitzuspielen. Seit zehn Jahren lehrt er an der Heinz-Galinski-Grundschule Musik, jetzt allerdings nur noch einige wenige Stunden in der Woche.
Eine seiner ersten Aufgaben im Olam hatte auch mit Musik zu tun. Igor Ginzburg begleitete die Jugendlichen zum Gesangswettbewerb der jüdischen Jugendzentren, der Eurovision 2005, nach Lon-
don. »Wir hatten den Vorentscheid ge-
wonnen und vertraten dort Deutschland.« In England konnten sie sich allerdings nicht durchsetzen. Trotzdem ist das Berliner Jugendzentrum Gastgeber für den diesjährigen bundesweiten Vorentscheid am kommenden Wochenende. »Vertreter von 15 Jugendzentren kommen nach Berlin, mehr als 300 Teilnehmern sind dabei«, freut sich Ginzburg. Derzeit sei im Olam alles noch turbulenter, da fast alle mit den Vorbereitungen des großen Abends beschäftigt sind. Am Samstag, 25. Februar, ab 20.30 Uhr, steigt die »Eurovision« im Gemeindehaus an der Fasanenstraße.
Programminfos: www.berlin-olam.de