usa

Stelldichein im Roosevelt-Zimmer

Eigentlich sollte das Treffen geheim bleiben. Aber auch in Amerika gilt die alte Regel: Sobald mehr als zwei Menschen von einer Sache wissen, ist sie kein Geheimnis mehr. Und so hatte bald tout le monde Wind davon bekommen: Am vergangenen Montag traf sich der amerikanische Präsident Barack Obama im Weißen Haus mit führenden Vertretern verschiedener jüdischer Organisationen, um die Besorgnis auszuräumen, die neue linksliberale Regierung in Washington distanziere sich von Israel. Das Weiße Haus hat keine Protokolle jenes Treffens veröffentlicht, und die Teilnehmer dürfen den Präsidenten nicht direkt zitieren. Andererseits wurden sie aber auch nicht zur Geheimhaltung verpflichtet. Wir haben also ein ziemlich genaues Bild, was sich bei jenem Treffen abspielte.
Die Aussprache fand am Montagnachmittag im Roosevelt-Zimmer des Weißen Hauses statt und dauerte 45 Minuten. 16 Gäste waren eingeladen, die 14 verschiedene jüdische Organisationen vertraten; unter ihnen Lee Rosenberg, der Chef des American-Israel Public Affairs Committee (AIPAC), Abe Foxman, der Präsident der Anti-Defamation League (ADL) und Jason Isaacson vom American Jewish Committee (AJC). Zugegen waren auch Rahm Emanuel, der Stabschef im Weißen Haus, und David Axelrod, der zu Obamas wichtigsten Beratern gehört – beide sind Juden, die stark mit Israel verbunden sind.
Zuerst sprach der Präsident zehn Minuten über seine Politik und seine Vision für den Nahen Osten. Die Wahrnehmung, dass er sich von Israel distanziere, sagte er dabei, entspreche nicht der Wirklichkeit; es handle sich um einen plakativen Eindruck, der von den Medien erzeugt werde. Ira Foreman vom National Jewish Democratic Council sagte hinterher, Obama habe ohne Wenn und Aber von Israel als einem jüdischen Staat gesprochen. Er habe außerdem wiederholt, dass sich die USA an ihr Versprechen gebunden fühlten, die Sicherheit und den Frieden Israels zu garantieren. Obama sei bei dem Teffen sehr entspannt gewesen, so Foreman weiter. Er habe Witze gemacht. So habe er angemerkt, der arabische Fernsehsender Al Dschasira zeige ihn regelmäßig mit einer Jarmulke auf dem Kopf an der Klagemauer; den Arabern sei er zu israelfreundlich. Einer der Teilnehmer des Treffens gab zurück, mit einer Jarmulke auf dem Kopf sehe der Präsident wirklich gut aus.
Doch war diese Aussprache nicht nur von Scherzworten und Einmütigkeit geprägt. Zu den schärfsten Kritikern des Präsidenten gehörten Abraham Foxman und Malcolm Hoenlein, der Vizechef der Conference of Presidents of Major American Jewish Organizations. Hoenlein sagte, seine größten Fortschritte habe der Friedensprozess im Nahen Osten gemacht, wenn es keinen Streit zwischen Amerika und Israel gegeben habe. Obama widersprach ihm höflich. In den acht Jahren der Regierung Bush, sagte er, habe es keinerlei Streit zwischen Amerika und Israel gegeben, und der Friedensprozess sei nicht von der Stelle gekommen. Abraham Foxman äußerte im Nachhinein die Besorgnis, die Palästinenser könnten Risse im Verhältnis Amerikas und Israels zu ihren Gunsten ausnutzen.
Wenn es einen Hinweis darauf gab, dass die Nahostpolitik der Regierung Obama sich von der Politik vorangegangener amerikanischer Administrationen unterscheiden könnte, so verbarg er sich nicht in dem, was am Montagnachmittag im Weißen Haus gesagt wurde. Aufschlussreicher mag die Frage sein, wer zu jener Aussprache eingeladen worden war – und wer nicht. Zum ersten Mal war ein Vertreter der neu gegründeten linken Organisation »J Street« im Weißen Haus. Wieder anwesend war ein Vertreter des linken Israel Policy Forum (das während der Clinton-Jahre zu den ständigen Gästen gehört, unter George W. Bush aber keine Einladungen mehr bekommen hatte). Dagegen fehlten am Montagnachmittag: die Zionist Organization of America (ZOA), die Lubawitscher und das Jewish Institute for National Security Affairs – alles eher konservative Organisationen.

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 30. Januar bis zum 5. Februar

 30.01.2025

Österreich

»Gegen Antisemitismus und Antizionismus aufstehen«

Der Bundeskanzler, dessen ÖVP Koalitionsgespräche mit der rechtsextremen FPÖ führt, sagt, weder Hass noch Ausgrenzung dürfe Platz geboten werden

 27.01.2025

Irland

Eklat mit Ansage beim Holocaust-Gedenken

Nach seinem Exkurs zum Gaza-Krieg bei der Gedenkfeier in Dublin hagelt es scharfe Kritik am irischen Staatspräsidenten

von Michael Thaidigsmann  27.01.2025

Berlin

Scholz zu Auschwitz-Gedenken: Müssen Erinnerung hochhalten

Am 80. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers wird der Opfer des NS-Terrors gedacht. Viele Zeitzeugen sind mittlerweile gestorben

 27.01.2025

Gedenken

Mehr Menschen sollen sich Auschwitz anschauen

Wer einmal dort war, stelle sich die Frage, warum die Erinnerung wachgehalten werden muss, nicht, so Zentralratspräsident Schuster

 26.01.2025

Geisel-Abkommen

Scholz: Es müssen weitere Geiseln freikommen

Noch immer sind auch deutsche Staatsbürger in der Gewalt der Hamas

 25.01.2025