Museum

Standort-Poker

von Constantin Graf Hoensbroech

Wer macht den ersten Schritt, damit das Projekt »Haus und Museum der jüdischen Geschichte in Köln« verwirklicht werden kann? Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma hat Ende des vergangenen Jahres sein Nein gegen den Standort am Rathausplatz aufgegeben. Doch jetzt hakt es im Stadtparlament. Vor allem in den Stadtratsfraktionen von CDU und SPD ringen die Politiker um eine einheitliche Linie.
Im Gespräch mit der Jüdischen Allgemeinen gibt sich Schramma vorsichtig optimistisch, daß noch bis zum Sommer ein entsprechender Ratsbeschluß gefaßt wird. Der ist Voraussetzung, damit die Verwaltung beauftragt werden kann, die »Möglichkeit einer Bebauung am Rathausplatz zu überprüfen«. Seinen Gesinnungswandel werfen ihm Kritiker nun vor. Von der Notwendigkeit eines jüdischen Museums in Köln sei er immer überzeugt gewesen, betont Schramma. »Es waren Einzelgespräche und Diskussionen mit Bürgern, aber auch der Blick auf das noch nicht öffentlich gemachte Architekturmodell für das jüdische Haus am Rathausplatz, die mich zu einer anderen Überzeugung geführt haben.« Sein Meinungswandel habe bereits im Sommer vergangenen Jahres beim Besuch von Papst Benedikt XVI. in der Kölner Synagoge begonnen, erklärt Schramma.
Für seine Haltung bekam das Kölner Stadtoberhaupt mittlerweile auch Anerkennung vom nordrhein-westfälischen Minister für Städtebau, Oliver Wittke. Der zollte Schramma ausdrücklich Respekt für seinen Umgang mit dem sensiblen Thema. Trotzdem knüpft Fritz Schramma die Bebauung des Rathausplatzes an zwei Bedingungen. Zum einen dürfen die archäologischen Ausgrabungen und deren späterer Zugang nicht behindert werden. Teile davon befinden sich auch unter dem Rathausplatz. Eine aus dem Mittelalter stammende Mikwe ist bereits freigelegt und mit einer Pyramidenkonstruktion überdacht worden. Zum anderen stellt Schramma unmißverständlich fest: »Die Stadt Köln kann ein solches Haus nicht allein finanzieren, daher müssen sowohl der Bau als auch der wirtschaftliche Betrieb gewährleistet sein.«
Dafür wollen die Verantwortlichen der »Gesellschaft zur Förderung eines Hauses und Museums der jüdischen Geschichte« sorgen. Deren Vorschläge sollen Anfang März in einem Gespräch mit dem Oberbürgermeister konkretisiert werden. Der Förderverein aus Kölner Bürgern hält sich mit Kommentaren zurück. Das Votum der Politik sei entscheidend, hieß es.
Das sieht auch Ralph Sterck so. Der Vorsitzende der FDP-Fraktion fordert: »Wir brauchen dringend den Ratsbeschluß, damit die Gesellschaft auf Sponsorensuche gehen kann.« Sterck, der für seine Fraktion in Anspruch nimmt, das Projekt am nachhaltigsten im Stadtparlament vertreten zu haben, sieht insbesondere SPD und Grüne in der Pflicht, damit es Chancen gibt, »einen gemeinsamen Antrag in den Rat einzubringen, der von allen demokratischen Fraktionen getragen und befürwortet wird«.
Die Standortfrage sei in der Fraktion noch nicht entschieden, sagt SPD-Ratsmitglied Hans Georg Bögner. Nächste Woche wollen sich die Sozialdemokraten den Entwurf ansehen. Bögner glaubt aber auch, »daß die Mehrheit unserer Fraktion einem Bau am Rathausplatz positiv gegenübersteht«. Wenn der Verein nun auch noch ein überzeugendes Konzept zur Finanzierung vorlege, könne der notwendige politische Beschluß »zeitnah im Rat gefaßt werden«. Auch Grünen-Fraktionschefin Barba- ra Moritz will die Finanzierung des Projekts ebenso sichergestellt sehen wie einen späteren Architektenwettbewerb. »Außerdem möchte ich eine öffentliche Debatte und die Beteiligung der Bürger.« In der CDU-Fraktion äußert sich außer Schramma niemand zu dem Thema.

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