Einspruch

Stalin kehrt zurück

Alexander Friedman Foto: privat

Dieser Tage ist das Thema Stalingrad in russischen Medien omnipräsent: Der sowjetische Sieg vor 80 Jahren wird propagandistisch instrumentalisiert, wobei Moskau sogar vor absurden Vergleichen mit dem aktuellen Ukraine-Krieg nicht zurückschreckt. In der Stadt Wolgograd, die vorläufig ihren alten Namen Stalingrad zurückbekam, hat man zudem eine Stalin-Büste aufgestellt.

70 Jahre nach Stalins Tod und mehr als 30 Jahre nach dem Untergang der Sowjet­union lebt der Geist des einstigen Diktators in der Russischen Föderation wieder auf. Und der heutige Kremlchef Wladimir Putin wird immer häufiger mit Stalin verglichen.

vorgänger Putin hat aber ein ambivalentes Verhältnis zu seinem Vorgänger: Er macht zwar inzwischen kein Hehl mehr aus seinem tiefen Respekt vor Stalin, unter dem die UdSSR zu einer »großen Weltmacht« aufgestiegen sei. Stalins Büste in Wolgograd wollte er jedoch nicht besichtigen, und die von vielen geforderte endgültige Rückkehr des Namens Stalingrad hat er bisher nicht abgesegnet.

Während der einstige Diktator inzwischen als Sieger über Nazideutschland und Kämpfer gegen den Westen gefeiert wird, geraten die stalinistischen Verbrechen immer weiter aus dem Blickfeld.

Während Stalin inzwischen als Sieger über Nazideutschland und Kämpfer gegen den Westen gefeiert wird, geraten die stalinistischen Verbrechen immer weiter aus dem Blickfeld. So ist es wenig überraschend, dass der 70. Jahrestag des antisemitischen Komplotts der »Ärzteverschwörung« in Russland kaum beachtet wurde: Die Erinnerung an jüdische Opfer der fabrizierten Strafsache, die von der sowjetischen Geheimpolizei zu Agenten der USA stilisiert wurden, ist nicht mehr opportun.

Stalins Antisemitismus ist ebenfalls kein Thema mehr. Die Kreml-Propaganda hebt vielmehr Moskaus »zentrale Rolle« bei der Gründung des Staates Israel hervor und klagt die »undankbare Haltung« etlicher jüdischer Menschen an, deren Vorfahren von der stalinistischen UdSSR gerettet worden seien und die nunmehr mit den »ukrainischen Nazis« sympathisieren würden. Die Uhr des Kreml tickt tatsächlich rückwärts.

Der Autor ist Historiker und lebt in Düsseldorf.

Wittenberg

Luthergedenkstätten untersuchen ihre Sammlung auf NS-Raubgut

Zwischen 1933 und 1945 erworbene Objekte werden analysiert

 19.02.2025

Braunau

Streit über belastete Straßennamen im Hitler-Geburtsort

Das österreichische Braunau am Inn tut sich weiter schwer mit seiner Vergangenheit. Mehrere Straßen tragen nach wie vor die Namen bekannter NS-Größen. Das soll sich nun ändern

 13.02.2025

Bund-Länder-Kommission

Antisemitismusbeauftragte fürchten um Finanzierung von Projekten

Weil durch den Bruch der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr kein Haushalt mehr beschlossen wurde, gilt für 2025 zunächst eine vorläufige Haushaltsplanung

 12.02.2025

Österreich

Koalitionsgespräche gescheitert - doch kein Kanzler Kickl?

Der FPÖ-Chef hat Bundespräsident Van der Bellen über das Scheitern der Gespräche informiert

 12.02.2025

Düsseldorf

Jüdische Zukunft: Panel-Diskussion mit Charlotte Knobloch

Auf dem Podium sitzen auch Hetty Berg, Armin Nassehi und Philipp Peyman Engel

 11.02.2025

Sport

Bayern-Torwart Daniel Peretz trainiert wieder

Der Fußballer arbeitet beim FC Bayern nach seiner Verletzung am Comeback

 09.02.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025