Atomprogramm

Spuren im Sand

von Wladimir Struminski

In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Inspektoren der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) im nordsyrischen Al-Kibar Uranspuren gefunden haben. Damit rückt das syrische Atomprogramm erneut in den Mittelpunkt weltweiter Aufmerksamkeit.
Zur Erinnerung: Im September 2007 hatten israelische Kampfflugzeuge den im Norden Syriens gelegenen An-Kibar-Komplex angegriffen und zerstört. Zwar bekannte sich die israelische Regierung nicht zu der Operation, doch tauchten bereits wenige Wochen später Einzelheiten über das rätselhafte Objekt auf: Es hätte sich bei der Anlage um einen geheimen, von Syrien mit Hilfe Nordkoreas gebauten Kernreaktor zur Herstellung spaltbaren Materials für Atomwaffen gehandelt. Diese Anschuldigung wurde später von der US-Regierung mit Fotos der US-Spionageabwehr untermauert. Die Regierung in Damaskus wies zwar den Vorwurf zurück, aber statt die Anlage für Inspektionen zu öffnen, versuchten die syrischen Behörden zunächst, alle Spuren zu beseitigen. Wie die Befunde der IAEO zeigen, war die Vertuschung nicht sorgfältig genug. Zwar erklärte der Leiter der IAEO, Mohammad El Baradei, Anfang dieser Woche, er könne nicht eindeutig sagen, ob es in Al-Kibar »einen Reaktor oder keinen Reaktor« gegeben habe. Allerdings räumte auch er ein, dass Syrien »mehr Transparenz« zeigen müsse. Im Klartext: Selbst die IAEO, die sich nicht nur gegenüber Syrien, sondern auch gegenüber dem Iran in Beschwichtigung übt, kann dem syrischen Regime keinen Persilschein mehr ausstellen. Daher kann Damaskus die Befunde nicht ohne Weiteres als Propaganda abtun. Wie verlegen die syrische Führung ist, zeigt die etwas bizarre These von Außenminister Walid al-Mualem, das Uran entstamme den von Israel seinerzeit abgeworfenen Bomben.
Solche Erklärungen, glaubt Ephraim Asculai vom Institut für Studien zur nationalen Sicherheit in Tel Aviv, vermögen allenfalls in der arabischen Welt zu verfangen, nicht aber in der westlichen Öffentlichkeit. Reagiert der Westen mit der richtigen Mischung aus Druck auf der einen und positiven Anreizen auf der anderen Seite, so Asculai, könnte sich Syrien sogar zu einer Abkehr von seiner radikal antiwestlichen Außenpolitik veranlasst sehen. Ein endgültiger Verzicht Syriens wäre auch das Signal an andere arabische Staaten, die eigene Atomprogramme planen. Dazu gehören unter anderem Ägypten, die Vereinigten Arabischen Emirate und Jordanien. Auch Saudi-Arabien werden atomare Gelüste nachgesagt.
Das auf Fragen atomarer Rüstung spezialisierte Washingtoner Institut für Wissenschaft und Internationale Sicherheit geht davon aus, dass die arabischen Atomplaner sich auch eine Option für späteren Kernwaffenbau sichern wollen. Kommt Syrien nach den neuesten Beweisen jedoch ungestraft davon, sähen sich andere Anwärter auf A-Waffen zum Weitermachen ermutigt. Dabei könnten sie, so eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Berechnung des Instituts, bereits in zwölf Jahren über spaltbares Material für 1.000 Nuklearsprengsätze verfügen. Damit wäre ein multinuklearer Naher Osten – ein Alptraum nicht nur für Israel, sondern auch für Europa – Realität.

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 30. Januar bis zum 5. Februar

 30.01.2025

Österreich

»Gegen Antisemitismus und Antizionismus aufstehen«

Der Bundeskanzler, dessen ÖVP Koalitionsgespräche mit der rechtsextremen FPÖ führt, sagt, weder Hass noch Ausgrenzung dürfe Platz geboten werden

 27.01.2025

Irland

Eklat mit Ansage beim Holocaust-Gedenken

Nach seinem Exkurs zum Gaza-Krieg bei der Gedenkfeier in Dublin hagelt es scharfe Kritik am irischen Staatspräsidenten

von Michael Thaidigsmann  27.01.2025

Berlin

Scholz zu Auschwitz-Gedenken: Müssen Erinnerung hochhalten

Am 80. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers wird der Opfer des NS-Terrors gedacht. Viele Zeitzeugen sind mittlerweile gestorben

 27.01.2025

Gedenken

Mehr Menschen sollen sich Auschwitz anschauen

Wer einmal dort war, stelle sich die Frage, warum die Erinnerung wachgehalten werden muss, nicht, so Zentralratspräsident Schuster

 26.01.2025

Geisel-Abkommen

Scholz: Es müssen weitere Geiseln freikommen

Noch immer sind auch deutsche Staatsbürger in der Gewalt der Hamas

 25.01.2025