Bobby Fischer

Sinn und Wahn

Vermutlich war Bobby Fischer das größte Genie, das der Schach hervorgebracht hat, seit man ihn als Sport begreift. Dass er ein Genie war, akzeptierte er an sich. Alles andere, was er war, hasste er. Der 1943 in Chicago geborene Sohn der deutschen Jüdin Regina Fischer wollte partout kein Jude sein. Je älter Fischer wurde, desto derber wurde sein Antisemitismus. 1999 ging er sogar dazu über, die Existenz des Holocaust zu leugnen. Seine Mutter war als Kommunistin zunächst in die UdSSR, später in die USA emigriert. Ihr Sohn Bobby hasste die Sowjetunion und den Kommunismus Zeit seines Lebens. Nachdem er 1972 den sowjetischen Weltmeister Boris Spasski besiegt hatte, wurde Fischer als ein Symbol des freien Westens wahrgenommen. Doch auch ein Amerikaner wollte er nicht sein. Über den Terroranschlag vom 11. September 2001 freute er sich: »Das sind wundervolle Neuigkeiten.« Zum Antisemiten wurde Bobby Fischer, weil er es als Kränkung empfand, in einer Liste großer jüdischer Schachmeister zu stehen. Darin sah er eine Bedrohung seiner Individualität, mangelnden Respekt vor seinem Genie. Zum Antiamerikaner wurde er, weil er merkte, dass er sich dem Symbolgehalt seines Weltmeistertitels 1972 nicht entziehen konnte. Die Sowjetunion hatte die historische Überlegenheit des Sozialismus beweisen wollen. Und Fischer wurde vom US-Sicherheitsberater Henry Kissinger angerufen: »Amerika wünscht sich, dass Sie da hinfahren und die Russen schlagen!«
Letztlich zerbrachen sowohl Spasski als auch Fischer an dem, was als »Match des Jahrhunderts« in die Schachgeschichte einging. Spasski bezeichnete seine Weltmeisterjahre von 1969 bis 1972 als die unglücklichsten seines Lebens. Und Bobby Fischer ließ sich in seiner Paranoia völlig gehen. Seinen WM-Titel verteidigte er nie, ein Turnier 1975 gegen Anatoli Karpov ließ er platzen, der Titel wurde ihm aberkannt. Er selbst hielt sich jedoch weiter für den wirklichen Schachweltmeister. 1992 trat er in Jugoslawien gegen Spasski zu einem Schaukampf an – ein Verstoß gegen das damalige Embargo, weshalb gegen Fischer in den USA ein Haftbefehl ausgestellt wurde. Eine Weile lebte Fischer in Japan, das seinen Asylantrag ablehnte und ihn sogar inhaftierte. 2005 ging Fischer nach Island, das Land, in dem er 1972 seinen größten Triumph feierte und das ihm die Staatsbürgerschaft verlieh.
Am 17. Januar ist Bobby Fischer 64-jährig in Reykjavik an den Folgen eines Nierenversagens gestorben. Martin Krauß

New York

USA blockieren Gaza-Resolution, Israel bedankt sich

Israels UN-Botschafter Danon: »Resolution war Wegbeschreibung zu mehr Terror und mehr Leid«

 21.11.2024

Uni Würzburg

Außergewöhnlicher Beitrag

Die Hochschule hat dem Zentralratspräsidenten die Ehrendoktorwürde verliehen

von Michel Mayr  20.11.2024

Hannover

Biller und Gneuß erhalten Niedersächsischen Literaturpreis

Der Nicolas-Born-Preis wird seit dem Jahr 2000 zu Ehren des Schriftstellers Nicolas Born (1937-1979) verliehen

 20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024

Ehrung

Josef Schuster erhält Ehrendoktorwürde der Uni Würzburg

Seine Alma Mater ehrt ihn für seine Verdienste »um die Wissenschaft und um das kirchliche Leben«

von Imanuel Marcus  19.11.2024

Frankfurt am Main

Tagung »Jüdisches Leben in Deutschland« beginnt

Auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden, nimmt teil

 18.11.2024

Libanon

Israelischer Angriff auf Beirut - Sprecher der Hisbollah offenbar getötet

Die Hintergründe

 17.11.2024

USA

Wer hat in Washington bald das Sagen?

Trumps Team: Ein Überblick

von Christiane Jacke  17.11.2024

Madoschs Mensch

Wie eine Katze zwei Freundinnen zusammenbrachte – in einem Apartment des jüdischen Altersheims

von Maria Ossowski  17.11.2024