Die Alte Synagoge in der Essener Innenstadt soll zu einem »Haus jüdischer Kultur« umgebaut und erweitert werden. Das hat der Rat der Stadt Essen am Mittwochabend einstimmig beschlossen. Bis zum Kulturhauptstadtjahr 2010 soll der Umbau beendet sein und unter anderem die Dauerausstellung über jüdische Kultur neu gestaltet werden, die in der 1913 erbauten Synagoge untergebracht ist. Die Kosten von 7,4 Millionen Euro werden vom Land Nordrhein-Westfalen sowie privaten Sponsoren getragen.
»Wir wollen mit dem Umbau einen neuen Impuls für den politischen Diskurs über deutsch-jüdisches Leben geben«, sagte Edna Brocke, Leiterin der Alten Synagoge, »und weg von einer Pädagogik mit erhobenem Zeigefinger«. Es gehe vor allem darum, sich nicht immer auf die Verfolgung unter dem NS-Regime zu konzentrieren. Die Gedenkstätten hätten sich vom reinen Moralisieren verabschiedet, wie es noch in den 1970er- und 80er-Jahren der Fall gewesen sei. Es sei wichtig, sagt Brocke, die Menschen ans lebendige Judentum heranzuführen und ihnen Denkanstöße zu geben. Das versuchen die Mitarbeiter in ihrem Programm umzusetzen. So gibt es an jedem ersten Sonntag im Monat einen Rundgang durch das Haus, bei dem sich die Besucher über die besondere Architektur informieren können. Gut besucht sind auch die Donnerstagsgespräche, die seit 1994 regelmäßig mehr Besucher anziehen. Dabei werden aktuelle gesellschaftspolitische Fragen, wie zum Beispiel zum Klimaschutz aufgeworfen. Und beim Familientag, der in diesem Jahr zum zweiten Mal stattfand, können Kinder und Eltern alles übers Judentum erfahren, was sie schon immer mal wissen wollten. Durch den Umbau soll auch Edna Brockes größter Wunsch in Erfüllung gehen, noch mehr Menschen in das ehemalige Gotteshaus zu holen.
Und mit der geplanten Vergrößerung des Vorplatzes wird die Alte Synagoge wieder ein Teil der Stadt, sagt Brocke. »Im Inneren sollen vier Teilausstel- lungen entstehen, die etwa mit dem ›Jewish Way of Life‹ zeigen, dass Judentum mehr als Religion ist.« Katrin Richter (mit dpa)
Essen