Barbara Witting

»Sie waren richtig geschockt«

Frau Witting, am Mittwoch vergangener Woche wurden fünf Realschüler der Jü-
dischen Oberschule angegriffen (vgl. S. 17). Wie geht es den Jugendlichen?
witting: Ich denke, dass sie sich von dem Schock erholt haben. Aber zunächst waren sie wirklich entsetzt. Ich habe mehrfach mit ihnen gesprochen, und wir haben in der Schule auch sehr auf die Empfindlichkeiten Rücksicht genommen. So wurde zum Beispiel eine angesetzte Lernerfolgskontrolle verschoben. Auch die Klassenleiterin und andere Lehrer haben sich sehr um die Klasse und spezifisch auch um die betroffenen Schüler gekümmert.

Warum haben sich die Täter gerade diese Schüler ausgesucht?
witting: Das weiß ich nicht. Es sind Realschüler der 10. Klasse, die keine Kippot trugen, aber es war ersichtlich, dass sie aus unserer Schule herausgekommen sind. Die Tä-
ter sollen nach Aussage der Schüler Punks sein, mit Piercings und grün gefärbten Haaren. Ich hatte sie in unserer Straße noch nie gesehen.

Wie haben Mitschüler, Eltern und Lehrer reagiert?
witting: Sie waren richtig geschockt.

Muss mehr für den Schutz der Schüler getan werden?
witting: Nein. Der Vorfall hat sich unmittelbar neben der Schule ereignet, und die ist ausreichend geschützt. Ich glaube, dass man als Jude nirgendwo hundertprozentig vor Anfeindungen sicher ist. Wir leben in einer Stadt mit mehr als drei Millionen Einwohnern. Da gibt es eben auch Unverbesserliche.

Wie bewerten Sie den Vorfall vor dem Hintergrund, dass mehrere Schülerinnen und Schüler zur Jüdischen Oberschule ge-
wechselt sind, nachdem sie sich in anderen Berliner Schulen antisemitischen An-
griffen ausgesetzt sahen?
witting: Ich denke, dass die jüdischen Schüler bei uns immer noch am besten aufgehoben sind. In der Schule sind sie absolut sicher und brauchen hier mit Übergriffen nicht zu rechnen. Sie können die Kippa oder den Magen David tragen, das ist bei uns Alltag. Meiner Meinung nach können sie hier im täglichen Leben besser ihre Persönlichkeit entfalten und ihre Identität finden als irgendwo anders.

Mit der Direktorin der Jüdischen Oberschule Berlin sprach Detlef David Kauschke.

Debatte

So reagiert die EU auf die Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant

Bei einem Besuch in Jordanien hat sich der EU-Außenbeauftragte Borrell zum Haftbefehl gegen Israels Regierungschef Netanjahu geäußert - mit einer klaren Botschaft

 21.11.2024

USA: »Wir lehnen die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs für die Situation grundsätzlich ab«

 21.11.2024

Niederlande: Wir würden Netanjahu festnehmen

 21.11.2024

Haftbefehl gegen Netanjahu: Kanada will Gericht folgen

 21.11.2024

Berlin

Scholz soll am Montag als Kanzlerkandidat nominiert werden

Nach dem Verzicht von Verteidigungsminister Boris Pistorius soll Bundeskanzler Olaf Scholz am kommenden Montag vom SPD-Vorstand als Kanzlerkandidat für die Neuwahl des Bundestags nominiert werden

von Michael Fischer  21.11.2024

New York

USA blockieren Gaza-Resolution, Israel bedankt sich

Israels UN-Botschafter Danon: »Resolution war Wegbeschreibung zu mehr Terror und mehr Leid«

 21.11.2024

Uni Würzburg

Außergewöhnlicher Beitrag

Die Hochschule hat dem Zentralratspräsidenten die Ehrendoktorwürde verliehen

von Michel Mayr  20.11.2024

Hannover

Biller und Gneuß erhalten Niedersächsischen Literaturpreis

Der Nicolas-Born-Preis wird seit dem Jahr 2000 zu Ehren des Schriftstellers Nicolas Born (1937-1979) verliehen

 20.11.2024

Medien

Ausweitung der Kampfzone

Die israelfeindlichen Täter haben die »NZZ« ganz bewusst zum Abschuss freigegeben. Ein Kommentar

von Nicole Dreyfus  19.11.2024