Es sollte die palästinensische Lindenstraße werden. Die mit Unterstützung des Goethe-Instituts gedrehte Fernsehseifenoper »Matabb« (»Straßenschwelle«) wollte auf unterhaltsame Art Alltagsprobleme in der Westbank und Gasa zeigen: Stress im Job, Schulprobleme, Ehekrisen, Konflikte zwischen Stadteliten und Bauern sowie die allgegenwärtigen israelischen Straßensperren. Zehn Folgen à 26 Minuten sollten pünktlich zum Ramadan ab Anfang September im Nachmittagsprogramm der staatlichen Palestinian Broadcasting Corporation (PBC) laufen. Doch die PBC setzte die Ausstrahlung kurzfristig ab. »Das ist keine Zensur, sondern der Versuch sicherzustellen, dass keine Szenen, die für die eine oder andere Seite anstößig sein könnten, von einem offiziellen Fernsehsender ausgestrahlt werden«, sagte Programmdirektor Jehja Barakat am Freitag in Ramallah. Ein Komitee habe die zehn Folgen der Serie angesehen und beschlossen, dass einige Szenen geändert werden müssten. Nach Angaben von PBC-Mitarbeitern, die nicht genannt werden wollten, riefen insbesondere zwei Szenen Kritik hervor. In der einen Szene überreicht ein Palästinenser an einem Kontrollpunkt israelischen Soldaten Blumen. In einer anderen Szene träumt ein Palästinenser von einem Selbstmordattentat.
Die Produzenten der Serie vermuten hinter der Absetzung weitergehende politische Empfindlichkeiten: Den Entscheidungsträgern bei PBC sei die Serie insgesamt wohl zu offen gewesen. Die »Ma- tabb«-Macher hatten angekündigt, brennende Fragen ansprechen zu wollen und dabei nichts unter den Teppich zu kehren. Zu sehen ist die Serie dennoch, allerdings nur im Westjordanland, wo der private Sender Maan TV sie terrestrisch ausstrahlt. Zuschauer in Gasa und der übrigen arabischen Welt werden warten müssen, ob die PBC sich entschließt, »Matabb« auch per Satellit zu zeigen. ja/dpa
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