Astronaut

Seder in Schwerelosigkeit

Der 64-jährige Eytan Stibbe ist der zweite Israeli im All. Den Beginn von Pessach wird er in der Raumstation ISS verbringen

von Michael Thaidigsmann  14.04.2022 08:23 Uhr

Astronaut Eytan Stibbe Foto: Axiom

Der 64-jährige Eytan Stibbe ist der zweite Israeli im All. Den Beginn von Pessach wird er in der Raumstation ISS verbringen

von Michael Thaidigsmann  14.04.2022 08:23 Uhr

Es verlief alles wie geplant. Am Freitag vergangener Woche startete Eytan Stibbe, ehemaliger israelischer Kampfpilot und heute Unternehmer, als Teil einer vierköpfigen Crew vom Kennedy Space Center in Florida ins Weltall.

NASA-Chef Bill Nelson sprach beim Start der ersten vollständig privat finanzierten Mission ins All von einer »neuen Ära der bemannten Raumfahrt«. An diesem Wochenende soll die achttägige Mission schon wieder beendet sein. Nur zum Spaß haben sich Michael López-Alegría, Stibbe und die beiden weiteren Crewmitglieder, der kanadische Geschäftsmann Mark Pathy und der US-Immobilienunternehmer Larry Connor, nicht auf das Abenteuer eingelassen. Auf der ISS wollen sie eigenen Aussagen zufolge auch wissenschaftliche Forschungsprojekte durchführen.

gruppenfoto Für die Reise ins All haben die Passagiere Medienberichten zufolge jeweils rund 55 Millionen Dollar (etwa 50 Millionen Euro) bezahlt. Als Weltraum-Touristen sähen sie sich aber nicht, hatte Kommandant López-Alegría im Vorfeld betont.

Nach rund 20 Stunden Flug dockte die Dragon-Kapsel am Samstag an die Internationale Raumstation ISS an. Durch eine Luke kamen kurze Zeit später die vier Astronauten ins Innere der Station, wo sich bereits sieben Raumfahrer befanden, und versammelten sich für ein erstes Gruppenfoto in der Schwerelosigkeit.

Auf der Raumstation überreichte der Kommandant der Mission, der ehemalige NASA-Astronaut Michael López-Alegría, seinen Teamkameraden ein Abzeichen. »Wer eine bestimmte Höhe überschreitet, wird zum Astronauten«, sagte López-Alegría. »Ich hoffe, Larry, Eytan und Mark werden die Abzeichen mit Stolz tragen.«

videoschalte Am Sonntag sprach Israels Staatspräsident Isaac Herzog per Videoschalte mit dem 64-jährigen Eytan Stibbe. »Das sind Momente, die uns mit Inspiration und Aufregung erfüllen. Und sicherlich ist dies in Tagen, in denen wir hier in Tel Aviv so viele Punkte der Dunkelheit und des Schmerzes gesehen haben, auch eine Gelegenheit, die trauernden Familien zu trösten, unseren Schmerz auszudrücken und zu sagen, dass das Leben mit voller Kraft weitergeht«, sagte Herzog mit Verweis auf die jüngsten Terroranschläge.

Im Gepäck hat Stibbe eine 1900 Jahre alte Münze aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes, einen Glaswürfel mit einem Gebet für das Wohlergehen des Staates Israel und eine Nano-Bibel.

Der Präsident fügte hinzu: »Wir schauen in den Himmel und wissen, dass dort oben ein Vertreter des Staates Israel ist, ein Vertreter der Menschheit und auch ein Vertreter unseres Volkes, des jüdischen Volkes.«

Stibbe hatte sich schon am Samstag ans hebräisch sprechende Publikum gewandt. Mit den Worten »Schalom Lekulam« begann er seine Ausführungen über Start, Schwerelosigkeit und Reiseverlauf. Stibbe erzählte, man werde gleich über die Küste Israels fliegen, aus 420 Kilometer Höhe hoffe er, etwas zu erkennen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Stibbe will an Bord der ISS auch an seinen Freund Ilan Ramon erinnern, den einzigen israelischen Raumfahrer vor ihm. Ramon kam 2003 beim Unglück der NASA-Raumfähre »Columbia« ums Leben. Ein Teil seines Tagebuchs hat Stibbe mit auf die Mission genommen.

nano-bibel Im Gepäck hat er zudem eine 1900 Jahre alte Münze aus der Zeit des Bar-Kochba-Aufstandes, einen Glaswürfel mit einem Gebet für das Wohlergehen des Staates Israel und eine Nano-Bibel, einen 0,5 Quadratmillimeter großen Silizium-Chip mit heiligen Texten: »Dies wird die Harmonie zwischen bahnbrechender Technologie und unserem Erbe symbolisieren«, sagte er vor der Mission.

Kurz vor dem Start hatte ihm Chabad-Rabbiner Zvi Konikov noch eine Packung handgemachte Mazzot mit auf den Weg gegeben. Bei einer Pressekonferenz im Vorfeld hatte Stibbe bereits vom Pessachfest, von dessen Bedeutung und der Pflicht, am Sederabend vier Gläser Wein zu trinken, berichtet. Er habe auch ein Glas eingepackt. »Aber«, so scherzte er, »ich glaube nicht, dass ich in der Raumstation Wein finden werde.«

Mainz

Weißer Ring: Jüdisches Leben auf dem Rückzug

Barbara Richstein, die neue Bundesvorsitzende der Organisation, fordert ein klares Eintreten gegen Judenhass

 15.01.2025

Berlin

Weltweiter Antisemitismus alarmiert Bundesbeauftragten Klein

Negative Stereotype über Juden sind einer Befragung zufolge weltweit so verbreitet wie nie

 15.01.2025

Bundestagswahl

Russlands Außenminister Lawrow lobt AfD und BSW

Es gebe in ihren Äußerungen »viel Vernünftiges«

 14.01.2025

Helsinki

Scholz: Leben der Geiseln muss oberste Priorität haben

Über die Verhandlungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen heißt es, ein Abkommen sei greifbar. Der Bundeskanzler hofft auf einen Abschluss

 14.01.2025

Karlsruhe

Verdacht der Volksverhetzung: Polizei ermittelt gegen AfD

Es geht um ein in sozialen Netzwerken gepostetes »Abschiebeticket«. Die zumindest in Teilen rechtsextremistische Partei überschreitet immer wieder Grenzen

 14.01.2025

Vatikan

Papst verurteilt Massaker der Hamas und kritisiert Israel

Regelmäßig steht der Papst in der Kritik, er habe den Terrorangriff der Hamas auf Israel nicht klar genug verurteilt. In seinem neuen Buch tut er genau das, wirft aber auch Israel vor, Terror zu produzieren

von Severina Bartonitschek  14.01.2025

TV

Handgefertigte Erinnerung: Arte widmet Stolpersteinen eine Doku

Mehr als 100.000 Stolpersteine erinnern in 30 Ländern Europas an das Schicksal verfolgter Menschen im Zweiten Weltkrieg. Mit Entstehung und Zukunft des Kunstprojektes sowie dessen Hürden befasst sich ein Dokumentarfilm

von Wolfgang Wittenburg  13.01.2025

Marburg

»Biodeutsch« ist »Unwort des Jahres« 2024

Diskriminierend und »eine Form von Alltagsrassismus«: So stuft die Jury den Begriff ein, wenn er wörtlich verwendet wird. Zum »persönlichen Unwort« der Mitglieder Cheema und Mendel wurde »importierter Antisemitismus«

 13.01.2025

Riesa

Massive Proteste gegen AfD-Bundesparteitag 

Mehrere tausend Menschen sind seit dem frühen Samstagmorgen in der sächsischen Stadt gegen den AfD-Bundesparteitag auf die Straße gegangen

 11.01.2025