Ihre Lieblingsjeans sind sieben Jahre alt. »Aber sie sitzen noch sehr gut.« Das liege an der besonderen Qualität, sagt Sandy Livak-Furmanski, 30-jährige Übersetzerin aus der Nähe von Tel Aviv. Gefunden hat sie die Hosen in Südfinnland, in Turku, in einer Filiale von Hennes & Mauritz, kurz H&M.
Die schwedische Modekette hat es Sandy angetan. Und zwar so sehr, dass sie zusammen mit Freunden in der Internet-Community Facebook eine Gruppe gründete: »Open an H&M store in Israel!«, Eröffnet einen H&M-Laden in Israel! Die kleine Gruppe, die eigentlich als Scherz gedacht war, wuchs ständig. Mittlerweile sind es über 12.000 Mitglieder, die ihre Stimme gen H&M-Hauptzentrale richten, auf dass doch endlich ein Laden in Israel eröffnet werden möge.
Vor einigen Wochen dann das Wunder. Sandy findet einen Brief von H&M. »Liebe Sandy«, heißt es dort, »heute morgen um acht Uhr haben wir unseren Teilhabern mitgeteilt, dass wir nach Israel kommen.«
Der erste Laden soll 2010 eröffnen. H&M wird dabei exklusiv mit dem israelischen Unternehmen Match Retail Ltd. zusammenarbeiten. Match Retail ist in Israel nicht unbekannt. Das Unternehmen hat sich auf den Handel mit teilweise exklusiven Produkten wie Motoren für Toyota oder Lexus spezialisiert. Daher wird der neue Geschäftszweig mit Textilien eine Herausforderung.
Sandy ist sich sicher, dass auf H&M auf dem israelischen Markt ein harter Wettbewerb wartet. Besonders internationale Marken wie Zara könnten dem Unternehmen Konkurrenz machen. »Aber H&M wird sich mit seinem Konzept und nicht zuletzt auch durch die Qualität der Kleidung durchsetzen.« Zwar gebe es in Israel auch viele andere Marken wie Castro, Renuar oder Honigman, doch nur H&M würde richtige Schlussverkäufe mit echten Schnäppchen anbieten, sagt Sandy. »Die anderen Läden verfolgen eher das Konzept ›Kaufe ein Teil, zahle für das zweite 50 Prozent‹ – und dann gibt man automatisch mehr aus.«
H&M steht, ziemlich erfolgreich, für ein anderes Konzept. 1.700 Filialen gibt es weltweit, allein 327 sind es in Deutschland. Die ersten Schritte in Richtung Naher Osten hatte der Konzern schon im September 2006 gewagt: Zwei Geschäfte wurden in Dubai und in Kuwait eröffnet. Es folgten weitere Läden in Ägypten, Bahrain, Oman oder Katar.
Mit dem Gang nach Israel erfüllt der Konzern nicht nur den Wunsch von Sandy. Gerade in einer Stadt wie Tel Aviv, die vom französischen Magazin Vogue Anfang 2008 zu der Metropole für die modebewusste französische Frau gekürt wurde, wird H&M mit seinem Konzept junger Mode wohl gut ankommen. Allerdings hat die Stadt auch eine ausgeprägte Underground-Shopping-Szene. Kleine Schuhläden in Hinterhöfen, schicke Kleider im Souterrain, das sind schon gewachsene Geschäftsstrukturen und vielleicht auch eine Konkurrenz für die große Kette. Katrin Richter
Hennes & Mauritz