von Dan Goldberg
Ein Sexskandal an einer streng orthodoxen Schule in Melbourne hat eine heftige Debatte innerhalb der jüdischen Gemeinschaft Australiens ausgelöst. Malka Leifer, die in Israel geborene Leiterin der streng orthodoxen Adass-Israel-Mädchenschule, wurde Mitte des Monats von der Australian Jewish News auf Seite eins des sexuellen Missbrauchs von Schülerinnen bezichtigt, was in Australien einen Mediensturm hervorrief.
Zu einem verbalen Schlagabtausch kam es über die Frage, ob eine Zeitung die schmutzige Wäsche der jüdischen Gemeinschaft in der Öffentlichkeit waschen sollte. Mit der Schlagzeile »Adass-Schulleiterin mit Schimpf und Schande aus Australien geflohen« hatte die Zeitung berichtet, dass Leifer am 5. März das Land verlassen hat – 24 Stunden, nachdem der Schulausschuss sie mit der Anschuldigung des sexuellen Missbrauchs an ehemaligen Schülerinnen konfrontiert hatte.
Leifer habe die Vorwürfe zurückgewiesen, erklärte Benyomin Koppel, Präsident der Adass-Israel-Synagoge. In einer Stellungnahme bestätigte Koppel, dass Leifer, die die Schule fünf Jahre leitete, »von allen schulischen Verpflichtungen freigestellt« wurde und am Abend des 5. März aus Australien ausgereist ist. Es wird angenommen, dass die Mutter von acht Kindern, die in den Spätvierzigern ist, im Haus ihrer Eltern in der orthodoxen Enklave Bnei Brak bei Tel Aviv Zuflucht gesucht hat.
Mindestens drei angebliche Opfer, die ihren Abschluss vor nicht langer Zeit machten und jetzt selbst Lehrerinnen an der Schule sind, sollen Schulberatern von den Vergehen Leifers berichtet haben. Adass Israel, eine isolierte, streng orthodoxe Gemeinde, hat etwa 1.200 Mitglieder, deren erste Sprache in vielen Fällen Jiddisch ist. In der Folge des Skandals hat die Gemeinde Psychologinnen engagiert, um den 250 Schülerinnen ebenso wie der Belegschaft, den Lehrerinnen und ehemaligen Schülerinnen Hilfe und Betreuung zu bieten.
In der Zwischenzeit ist eine erregte Debatte darüber entbrannt, ob die Zeitung diese Geschichte überhaupt hätte bringen sollen. Ein Leser, dessen Brief in der jüngsten Ausgabe der Australian Jewish News veröffentlicht wurde, rief wegen der »Schande und Demütigung, die den Melbourner Juden angetan wurden«, zum Boykott des Blattes auf. Ein anderer Leserbriefschreiber bezichtigt die Wochenzeitung, sie »verhalte sich so schändlich und abscheulich wie ein Revolverblatt«. Der Redakteur, schrieb ein anderer, sollte »von den Eigentümern gerügt werden«, da »die Gebote von Lashon Hara übertreten wurden«, das heißt, es wurde gegen das Verbot von Klatsch und übler Nachrede verstoßen.
Andere Briefschreiber verteidigen die Zeitung. In einer Zuschrift heißt es, die Zeitung habe ihre Aufgabe »mit Sensibilität und Mitleid« verrichtet; es sei ihre Pflicht gewesen, die Vorwürfe zu veröffentlichen, denn »unsere Kinder müssen geschützt werden«.
In einem Leitartikel hält die Zeitung ihrerseits nicht hinter dem Berg und argumentiert, dass es Unsinn sei, zu verlangen, sie hätte darauf verzichten sollen, die Nachricht zu veröffentlichen. »Dass es an einer unserer Schulen zu sexuellen Übergriffen gekommen ist, wird weder dazu führen, dass unsere Freunde uns für schlechtere Menschen halten, noch wird es eine neue Generation von Antisemiten hervorbringen«, so der Leitartikel. »Es zeigt einfach wieder einmal, dass unsere Gemeinschaft fehlbar ist – wie alle anderen auch.«
Der Zorn, den die Veröffentlichung der Geschichte hervorgerufen hat, erinnert an einen ähnlichen Streit vor vielen Jahren in den Vereinigten Staaten. Damals hatte die New York Jewish Week Behauptungen abgedruckt, die Baruch Lanner, einen Rabbiner, der bei der Jugendbewegung der Orthodox Union arbeitete, beschuldigten, sich an seinen Zöglingen sexuell vergangen zu haben. Lanner wurde später des sexuellen Missbrauchs überführt und zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.
In Australien verbreitete sich die Adass-Israel-Geschichte rasant im Internet, in Radio-Talkshows und in der Presse, die mit Schlagzeilen wie »Schulleiterin belästigte Schulmädchen« und »Wut über Sex-Vorwürfe in Mädchenschule« aufmachte.
Der Skandal hat die Adass-Gemeinde traumatisiert. »Die bloße Behauptung hat die auf der Tora gründenden Prinzipien, Ethos und Praktiken der ganzen Gemeinde ins Mark getroffen«, sagt Norman Rosenbaum, Anwalt der Schule. »Es ist verheerend.« Es habe die Menschen zutiefst erschüttert. »Alle sind sehr, sehr aufgebracht. Sie sind schockiert, dass so etwas geschehen konnte«, sagt eine nichtorthodoxe Lehrerin an der Schule. »Viele Menschen können es einfach nicht fassen.« Die Lehrerin glaubt, dass die Mädchen, die die Beschuldigungen erhoben haben, nicht zur Polizei gehen werden.
In einer Stellungnahme sagte ein Polizeisprecher, die Behörden wüssten von den Vorwürfen; Fragen, ob sich eines der Mädchen bei der Polizei gemeldet hat oder ob Ermittlungen gegen Leifer aufgenommen wurden, wollte er nicht beantworten.