Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, beobachtet eine zunehmende Demokratiefeindlichkeit in Europa. Es gebe einen Rechtsextremismus, der »sich wieder durch Gewalt gegen Sinti und Roma, gegen Juden und andere Minderheiten äußert«, sagte Rose laut einer in Heidelberg verbreiteten Mitteilung aus Anlass des europäischen Holocaust-Gedenktages für Sinti und Roma am 2. August.
»Es muss der Anspruch der Europäischen Union und seiner Mitgliedsstaaten sein, den Antiziganismus genauso zu ächten wie den Antisemitismus«, forderte der Zentralrats-Vorsitzende. Die Lebenssituation von Sinti und Roma in vielen Ländern Europas sei immer noch geprägt von einem tief verwurzelten Antiziganismus. Mehr als 80 Prozent der Roma-Minderheit in Mittel- und Osteuropa seien von Armut bedroht, 50 Prozent litten unter schwerer materieller Not.
Kriminalisierung Der Zentralrat sieht in Deutschland aber auch positive Entwicklungen. Gelobt wird der Abschlussbericht der »Unabhängigen Kommission Antiziganismus« von Bundestag und Bundesregierung, die Berufung eines Bundesbeauftragten gegen Antiziganismus sowie der Aufbau einer bundesweiten Melde- und Informationsstelle Antiziganismus. Der Polizei wirft Rose allerdings weiterhin eine »antiziganistische Sondererfassung und Kriminalisierung von Sinti und Roma« vor.
»Historisches Erinnern bedeutet immer auch gelebte Verantwortung für die Gegenwart«, betonte er. Die Zahl der Sinti und Roma, die im Holocaust ermordet wurden, wird auf 500.000 Menschen geschätzt. epd