Omerzeit

Respekt

Im Verlauf der jüdischen Geschichte wurde die Omerzeit zu einer Periode der Trauer. Der Grund dafür ist der Tod von 24.000 Schülern von Rabbi Akiwa, den mit Ab-
stand größten Toragelehrten der damaligen Zeit. Eine Epidemie raffte sie hinweg. Dem Talmud zufolge war dies die Strafe für un-
genügenden gegenseitigen Respekt. Die Be-
strafung könnte uns unverhältnismäßig er-
scheinen. Die Todesstrafe wegen Respektlosigkeit? Warum gerade in dieser Zeit?
Um diese Fragen beantworten zu können, muss man ein wenig tiefer in die Idee des Schawuotfestes und der Omerzeit schauen. Schawuot ist das Fest der Übergabe der Tora an das jüdische Volk. Dies erfolgte am Berg Sinai. Im 2. Buch Moses (19,2) heißt es: »Und Israel verweilte unter dem Berg«. Bemerkenswert, dass die Tora über das jüdische Volk im Singular spricht, denn eigentlich sollte es »verweilten« heißen. Raschi kommentiert das so, dass sich das Volk wie ein Körper und eine Seele vereinigt hatte: »Wie ein Mensch, mit einem Herzen«. Daraus lernen unsere Weisen, dass dies der einzige Weg ist, die Tora zu erhalten. In Einheit geschlossen, gemeinsam als ein Volk einem Ziel zustrebend.
Dieses hilft uns zu verstehen, warum das jüdische Volk die Tora nicht gleich nach dem Auszug aus Ägypten erhielt: Als die Bnei Israel das Land der Sklaverei verließen, waren sie nur eine Versammlung verschiedener Stämme. Deshalb bedurfte es der 49 Tage in der Wüste, um zu einer Einheit zu werden. Das ist eine der Hauptideen, die sich hinter dem Zählen der 49 Omertage verbirgt. Wir sollen jeden einzelnen dieser Tage nutzen, um an unseren Be-
ziehungen zu anderen Menschen zu arbeiten. Um dann an Schawuot würdig zu sein, die Tora zu empfangen.
So ist auch die harte Bestrafung der Schüler von Rabbi Akiwa zu verstehen. Diese 24.000 Toragelehrten waren ein Beispiel für das jüdische Volk, und ihr respektloses Verhalten untereinander gerade in dieser Zeit, wo man am Gegenteil arbeiten sollte, war unverzeihbar. Je höher das Niveau der Geistlichkeit, desto schwerer G’ttes Strafe. Rabbi Jehuda Leib ben Bezalel von Prag erläutert zudem, dass die Schüler von Rabbi Akiwa in den ersten 32 Tagen des Omerzählens verstarben. Der Zahlenwert für das hebräische Wort »Ehre« ist 32. Ihr Tod war direkt mit der von ihnen nicht erwiesenen Ehre verbunden.
So erkennen wir die Bedeutung des Respekts, der dem Nächsten zu zollen ist. Denn wie Rabbi Akiwa betonte, ist das Ge-
bot, den Anderen so zu lieben wie uns selbst, die wichtigste Regel der Tora (»klal gadol baTora«). Gerade jetzt, in der Zeit des Omerzählens, ist die beste Gelegenheit, daran zu arbeiten. Damit wir bald an Schawuot die Tora wieder als ein einiges Volk empfangen können. Avrohom Yitzchok Radbil

Interview

»It’s been a tough year«

Yana Naftalieva on the meeting of the World Union of Jewish Students in Berlin, anti-Semitism at universities and her wishes for 2025

von Joshua Schultheis  27.12.2024

Nahost

Israel greift bei libanesisch-syrischem Grenzübergang an

Ziel sei Infrastruktur der Terrormiliz Hisbollah gewesen

 27.12.2024

Nahost

UN-Chef ruft Israel und Huthi-Terrormiliz zu Deeskalation auf

António Guterres nennt die neuesten israelischen Luftangriffe »besonders alarmierend«

 27.12.2024

Nahost

Tote nach israelischen Angriffen im Jemen

Nach Angaben von Israels Armee griff die Luftwaffe Infrastruktur der Huthi-Miliz am internationalen Flughafen der Hauptstadt Sanaa an

 28.12.2024 Aktualisiert

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Dezember bis zum 2. Januar

 23.12.2024

Debatte

Schweden stoppt Unterstützung von UNRWA

Hintergrund des Schrittes ist die Entscheidung Israels, der UNRWA wegen ihrer Verwirklichung in den palästinensischen Terror jegliche Tätigkeit auf israelischem Territorium zu untersagen

 20.12.2024

Kunst

Leitung der documenta 16 wird heute bekanntgegeben 

Wer wird die nächste documenta kuratieren? Die Findungskommission der für 2027 geplanten Schau will ihre Entscheidung jetzt bekanntgeben

von Nicole Schippers  17.12.2024

Nach Assad-Sturz

Libanesischer Politiker ruft Landsleute zur Rückkehr auf

Im von zahlreichen Krisen geplagten Libanon herrscht neue Zuversicht. Nach den Worten eines wichtigen Politikers ist die Weihnachtsfreude in diesem Jahr gar »doppelt so groß«

 17.12.2024

Berlin

Chanukka-Basar in der Synagoge Pestalozzistraße: Kuchen, koscherer Glühwein und ein Bühnenprogramm

Am Sonntag findet der Basar im Innenhof der Synagoge statt. Es gibt ein vielfältiges Bühnenprogramm. Auch die »The Swinging Hermlins« werden auftreten

von Christine Schmitt  13.12.2024