Spanien

Rekordverdächtig

von Hans-Ulrich Dillmann

Jeder zweite spanische Gymnasiast möchte nicht mit einem jüdischen Mitschüler die Schulbank drücken. Und am liebsten auch keine jüdischen Jungen und Mädchen an der Schule dulden. Diese Daten einer Umfrage des spanischen Erziehungsministeriums veröffentlichte unlängst der Präsident der Föderation der jüdischen Gemeinschaft Spaniens (FCJE), Jacobo Israel, auf einer Pressekonferenz in Madrid. Es bestehe zwar keine Gefahr für die jüdische Gemeinschaft, sagte Israel, trotzdem sei dieses Untersuchungsergebnis besorgniserregend.
23.000 Gymnasiasten in den Regionen des Landes (mit Ausnahme Kataloniens) sowie 6.000 Lehrer in 300 Schulzentren wurden befragt. Das Ergebnis stützt eine andere wissenschaftliche Studie des Washingtoner Pew Research Center, die Mitte September veröffentlicht wurde. Danach hat die Ablehnung von Juden und Muslimen in Europa in den vergangenen vier Jahren weiter zugenommen. In Spanien betrifft dies hauptsächlich die Aversion gegen Juden. Das Land steht damit an der unrühmlichen Spitze. 46 Prozent der Spanier hat Ressentiments gegen Juden, so die Studie. Bei den Polen sind es 36 Prozent, bei den Russen 34. In Deutschland hat jeder vierte Vorbehalte gegen Juden.
Die Intoleranz in Spanien habe sich in den vergangenen Jahren verstärkt, bedauert Jacobo Israel. Die Ablehnung der Mehrheitsbevölkerung richte sich vor allem gegen »Gitanos« – Sintis und Roma –, Marokkaner und Juden. Allerdings sei die jüdische Gemeinde trotz der Zurückweisung nicht Ziel antisemitischer Angriffe geworden – von verbalen Attacken und wenigen gewaltsamen Akten kleiner Gruppierungen abgesehen. Dennoch warnte der FCJE-Präsident vor Anschlägen islamistischer Gruppen.
Zwar hat die spanische Regierung die jüdische Gemeinde von dem Ergebnis der jüngsten wissenschaftlichen Studie in Kenntnis gesetzt. Doch wie das Erziehungsministerium im Rahmen des Unterrichts darauf reagieren will, ist bislang unklar. Die Verantwortlichen hüllen sich in Schweigen.
Die FCJE bemüht sich seit Langem um Aufklärung und kämpft gegen den Antisemitismus im Land. Auch der Rundfunkt tut seinen Teil. So bringt Radio Sefarad seit 2003 über das Internet (www.radiosefarad.com) jeden Tag jüdische Informations- und Kultursendungen. Der staatliche Fernsehsender Radio Televisión Española strahlt wöchentlich sein Programm »Shalom« aus und Radio 1 jeden Sonntag die Sendung »La Voz de la Torá« (Die Stimme der Tora).
In Spanien leben heute rund 40.000 Juden, die Mehrheit in Madrid, Barcelona und Málaga. Die 14 Gemeinden im Lande verfügen über 30 Synagogen. In den Großstädten gibt es eigene Kindergärten und Schulen.

In eigener Sache

Technische Probleme bei der Jüdischen Allgemeinen

Zurzeit können zahlreiche Fotos nicht angezeigt werden

 19.09.2024

Nahost

Hisbollah kündigt Vergeltung an

Zeitgleich explodieren im Libanon Hunderte Pager. Neun Menschen werden getötet

 17.09.2024

USA

Secret Service verhindert mutmaßliches Attentat auf Donald Trump

In der Nähe des Ex-Präsidenten fielen Schüsse. Die Polizei nahm einen Verdächtigen fest

 15.09.2024

Meinung

Wir Muslime dürfen nicht zum islamistischen Terror schweigen

Ein Kommentar von Eren Güvercin

von Eren Güvercin  15.09.2024

Islamismus

Syrer wegen Anschlagsplänen auf Bundeswehrsoldaten in U-Haft

Mit zwei Macheten möglichst viele Bundeswehrsoldaten während ihrer Mittagspause töten - das soll der Plan eines 27-Jährigen in Oberfranken gewesen sein. Doch vorher klicken die Handschellen

von Frederick Mersi  13.09.2024

Gazastreifen

Mehr als 550.000 Kinder haben erste Polio-Impfung bekommen

Die erste Runde der Impfkampagne scheint ein Erfolg gewesen zu sein

 12.09.2024

Bericht

Deutschland und die »Diskriminierungskrise«

Ihr Kollege Felix Klein fordert, die Diskriminierung von Israelis endlich ernsthaft zu bekämpfen

 11.09.2024

Münster

Oberverwaltungsgericht verhandelt über jüdisches Bethaus in Detmold

Hintergrund ist ein jahrelanger Streit um eine verfallende Synagoge aus dem 17. Jahrhundert

 11.09.2024

Berlin

Vorstellung des bundesweiten Berichts zu Diskriminierung

Neben Antidiskriminierungsbeauftragter Ataman auch Antisemitismusbeauftragter Klein anwesend

 10.09.2024