von Thomas Nagel
Im Jahr Eins nach dem tausendjährigen Stadtjubiläum ist in Fürth eigentlich Zurückhaltung angesagt. Man kann schließlich nicht jedes Jahr eine derart dichte Folge rauschender Events organisieren. Nur die Organisatoren des Klesmerfestivals machen da eine Ausnahme. »Von der Nachfrage her habe ich das Gefühl, es läuft wie letztes Jahr«, freut sich Claudia Floritz vom Kulturamt Fürth, die seit 2005 das Festival leitet. Eineinhalb Wochen vor dem Start am 29. Februar waren schon drei Konzerte ausverkauft, die Auftritte der Gruppen Budowitz (USA), Amsterdam Klezmer Band und Kroke (Polen). Die drei Bands stehen für das breite Spektrum unterschiedlicher Stile, die auch bei der elften Ausgabe des Festivals vertreten sind. Während Budovitz und das Goldenshteyn Memorial Ensemble des Klarinettisten Alex Kontorovich mit ihrer traditionellen Spielart die Puristen bedienen, stehen die Amsterdam Klezmer Band und Kroke für die Vermischung von Klezmer mit anderen Musikstilen.
Dass »die schräge Fraktion« auch in diesem Jahr wieder zahlreich vertreten ist, war Floritz ein Herzensanliegen. »Ich finde es spannend, dass sich jenseits von Klarinette, Fiedel und Akkordeon immer wieder etwas Neues entwickelt«. Neben Kroke aus Krakau, die Motive aus dem Klesmer als Sprungbrett für jazzige, bisweilen ins Sphärische driftende Kompositionen nutzen, sind es vor allem weltmusikalische Mischungen, mit denen die Erneuerer auf sich aufmerksam machen. Daniel Kahn & The Painted Bird mixen Country, Jazz und Folk zu »Verfremdungsklesmer«. Gesungen wird in Jid- disch, Deutsch und Englisch. Interessant ist auch die Mischung der beiden Multi-Instrumentalisten Lerner und Moguilevsky aus Buenos Aires, deren Großeltern vor mehr als hundert Jahren aus Osteuropa nach Argentinien ausgewandert waren. Die Enkel verbinden mit viel Virtuosität Klesmer und südamerikanische Musik zu einer temperamentvollen Mischung.
Premiere feiert in diesem Jahr eine Klesmer-Disco. Am 8. März will Russendisko-DJ Yuri Gurzhy aus Berlin das Publikum zum Abtanzen bringen. Dafür werden eigens die Stühle aus dem Konzertsaal des Fürther Kulturforums entfernt. Das Aufwärmprogramm übernimmt die russische Gruppe Dobranotch. Claudia Floritz ist optimistisch, dass die sonst eher reservierten Klesmerfans das Angebot annehmen: »Diesmal hatte ich das Gefühl, jetzt ist Fürth reif dafür.«
www.klezmer-festival.de