Die Wettervorhersage für den Beginn des Sukkotfestes am vergangenen Wochen-ende lautete in Berlin: »Durchzug kompakter Wolkenfelder mit gelegentlichem Regen, später Übergang zu wechselnder Be-
wölkung, noch kurze Schauer möglich«. Während hier die Menschen mit Anorak und Regenschirmen in die Laubhütten gingen, war in Israel kein Schauer oder Tiefdruckgebiet auszumachen. Sonnige 25 Grad in Jerusalem, doch auch hier beginnt bald die kühle und feuchte Jahreszeit. So gilt der talmudischen Tradition zufolge das Laubhüttenfest als Periode, in der G’tt be-
stimmt, wann, wo und wie viel es regnen wird. Israel ist und war dringend auf Re-
gen angewiesen. Auch in biblischen Zeiten. Daher war es Brauch, zu Sukkot täglich eine Art Wasseropfer zum Tempel zu bringen.
Jeweils morgens wurde an den Tagen des Festes das »Nisuch HaMajim«, die Ze-
remonie des Wassergießens, auf dem Altar vollzogen. Das Wasser dafür wurde aus dem in der Stadt Davids gelegenen kleinen Schiloach-Teich geholt, der aus der Gihon-Quelle gespeist wird. Diesem besonders freudigen Akt wohnten unzählige Gläubige bei, wie es in Jesaja (12,3) heißt: »Und ihr werdet Wasser schöpfen mit Wonne aus den Quellen des Heils«.
Bereits in der Nacht versammelten sich die Menschen zum »Simchat Beit Hashoeivah« (Freude am Ort des Wasserschöpfens) im Vorhof des Tempels. Die Leviten begleiteten die Feiern mit Musik. Flöten, Trommeln, Harfen und Trompeten erklangen. Fackeln und Kandelaber erhellten die ganze Stadt. »Es gab keinen Hof in Jerusalem, der nicht vom Lichte der Wasserprozession be-
strahlt worden wäre«, heißt es im Talmud (Sukka, 51a). Das Singen und Tanzen dauert bis zum frühen Morgen, an dem sich eine Prozession zur Quelle begab. »Wer die Freude bei der Wasserprozession nicht gesehen hat, hat in seinem Leben noch keine Freude gesehen« (Talmud, Sukka 51a). An diese Freude erinnern heute noch chassidische Gemeinden zu Sukkot, wenn sie in ihren Synagogen »Simchat Beit Hashoeivah«-Feiern abhalten. Detlef David Kauschke
Sukkot