„Frauentausch

Realer als gedacht

Von Sabine Brandes

Elad Kuperman produziert in seinem gestylten Tel Aviver Büro Realityshows für das israelische Fernsehen. Zuletzt brachte er den Quotenrenner Der jüdische Junggeselle auf die Bildschirme. Ein gutaussehender, reicher Junggeselle aus New York wollte eine Frau aus Israel mit nach Hause neh- men, um seine jiddische Mamme glücklich zu machen. Aber war die Erwählte Jüdin oder nicht? Diese heikle Frage inmitten von Küßchen und Händchenhalten im Dauertakt sorgte für Aufsehen und Einschaltquoten.
Derzeit setzt Kuperman das britische Format Frauentausch für Israel um. Das Prinzip der Sendung – deutschen Zuschauern aus RTL II bekannt – ist ebenso simpel wie erfolgreich: Zwei Hausfrauen aus möglichst unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründen tauschen eine Woche lang die Familien und übernehmen die Rolle der jeweils anderen (außer im Bett – die Sendung ist jugendfrei).
Für die israelische Version hatte Kuperman bisher eine religiöse mit einer säkularen und eine vegetarische mit einer fleischverzehrenden Frau tauschen lassen. Für die dritte Folge hatte er sich eine besonders brisante Konstellation ausgedacht: Eine jüdische und eine arabische Frau tauschten die Rollen. Amal, eine arabische Restaurantbesitzerin mit drei Kindern aus dem Dorf Ein Nakuwa zog ein bei Sean, einem Marketingmanager aus Scharona im Norden des Landes. Gleichzeitig machte sich die Jüdin Ajelet daran, das arabische Leben mit Karim, einem sanftmütigen Bauarbeiter, kennenzulernen.
Sowas gehe nur in Israel, sagt Kupermans Koproduzent Gadi Veinrib stolz. Während in anderen Länder die Sendung mühsam Darsteller aus gesellschaftlichen Extremen finden müsse, um Spannung auszubauen und durchzuhalten, finde man in Israel die Gegensätze Tür an Tür: »Direkte Nachbarn könnten ausgetauscht werden, es ist spannend und kontrovers. Wir sind einfach alle so verschieden.« Elad Kuperman entdeckte in der banalen Unterhaltungssendung gar höhere politische Weihen: »Heute, da Frieden nur ein Traum für viele Israelis und Araber ist, haben wir untersucht, ob es nur die Politiker sind, die nicht miteinander können, oder ob die Mentalitätsunterschiede bei der normalen Bevölkerung beginnen.«
Das freilich war vor vierzehn Tagen. Inzwischen hat die Realität das Reality-TV eingeholt. In Nordisrael, wo Amal bei Sean zu Gast war, gehen mittlerweile Katschujas der Hisbolla hnieder. Der Sendetermin der dritten Folge von Frauentausch wurde wegen der politischen Lage verschoben. Dabei würde die Sendung gut zur aktuellen Lage passen. Denn der jüdisch-arabische Frauentausch war nur ein halber Erfolg. Während Ajelet und Karim sich erfolgreich mühten, einander zu verstehen, hielten es Sean und Amal kaum miteinander aus. Von Anfang an war das Verhältnis gespannt, die Gespräche zwischen den beiden geprägt von extrememKlischeedenken. Schließlich packte die Araberin vorzeitig ihre Sachen, mit im Gepäck dasselbe Mißtrauen, mit dem sie angereist war. Elad Kuperman mag freilich nicht verallgemeinern: »Es lag an den Persönlichkeiten und hatte nichts mit den verschiedenen Kulturen zu tun.« Sein Kolleg Veinrib ist sich derweil sicher, daß, die Folge, wenn sie später endlich ausgestrahlt wird, ein Hit sein wird, gerade wegen der aktuellen Lage.
Elad Kuperman arbeitet derweil bereits an seinem nächsten Projekt. Die Pioniere heißt es. Zehn Prominente werden Siedlungen bauen und leben wie die ersten jüdischen Einwanderer in Palästina vor hundert Jahren. Gesendet werden soll im nächsten Frühjahr. Wenn nicht wieder etwas dazwischenkommt.

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrororganisation Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025