von Jan Popp-Sewing
»Der Gedanke, Spenden für einen wohltätigen Zweck zu sammeln, ist eng mit der jüdischen Tradition verbunden«, sagt Rabbiner Daniel Katz. Organisationen wie Keren Hayesod, WIZO oder B’nai B’rith oder auch die jüdischen Gemeinden be- weisen immer wieder enorme Kreativität, wenn es darum geht, Mittel für Israel-Hilfen zum Fließen zu bringen.
Der in Düsseldorf wohnende Katz wollte auch helfen, vor Ort in Duisburg. Er ging allerdings einen für Rabbiner ungewöhnlichen Weg: Auf Einladung eines evangelischen Pfarrers trat er dem Duisburger Lions-Club bei und stieg in der Organisation auf. Derzeit ist er – als einziges nichtchristliches Mitglied – für ein Jahr der Präsident des 38 Mitglieder zählenden Clubs. Dieser hat es sich zur Aufgabe gemacht, »dort helfend einzugreifen, wo das soziale System unserer Gesellschaft nicht helfen kann«. Die Lions wollen Geld sammeln, um damit Projekte für sozial Schwache, in Not geratene Frauen und Kinder oder Jugendliche mit Migrationshintergrund zu unterstützen. Außerdem wollen sie Kunst und Kultur fördern.
Der in New York geborene Daniel Katz absolvierte seine Rabbiner-Ausbildung in den USA, kam 1996 mit einem Fulbright-Stipendium nach Deutschland – und blieb. Von 2002 bis zum März dieses Jahres war der promovierte Musikwissenschaftler als Rabbiner bei der Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen angestellt. Heute betreut der Rabbiner die rund 300-köpfige egalitär-konservative Gemeinde im oberpfälzischen Weiden. Ansonsten übernimmt der 47-Jährige gelegentlich Vertretungen für Rabbinerkollegen.
Auch wenn er durch seine Arbeit viel unterwegs ist, reserviert er sich Zeit für Lions-Aktivitäten. Eine der wichtigsten Aufgaben des Präsidenten ist dabei die Ausarbeitung des Club-Jahresprogramms. Und das wird in seinem Amtsjahr einige Einblicke in die jüdische Kulturgeschichte vermitteln: So hielt er im September einen Vortrag über »Hebräische Psalmenmusik in der italienischen Renaissance«, eines seiner Spezialgebiete. Einer der Jahreshöhepunkte wird im kommenden Mai ein Besuch der Duisburger Lions in der Hauptstadt unter dem Thema »Impressionen des jüdischen und weltlichen Berlins« sein.
Berührungsängste mit anderen Konfessionen kennt der Rabbiner nicht: Während seiner Präsidentschaft wird er eine Moschee besuchen – und wird den traditionellen Lions-Adventskalender herausgeben. Viel Publikum haben die Duisburger Lions traditionell bei ihren Promi-Lesungen, die im kommenden Februar stattfinden. Diesmal lesen unter anderem Jonathan Darlington, Chefdirigent der Duis- burger Philharmoniker, und der Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU). Mit seinen Einnahmen unterstützt der Club vor allem ein örtliches Frauenhaus, die Duisburger Tafel und das »pro kids«-Projekt, ein Café für Duisburger Straßenkinder.