Dov-Levy Barsilay

Rabbiner ohne Diplom?

von Heike Linde-Lembke

Am 5. September hat die Jüdische Gemeinde Hamburg ihren Landesrabbiner Dov-Levy Barsilay mit sofortiger Wirkung des Amtes enthoben. Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Hamburg wirft dem Rabbiner vor, er habe 1993 bei seiner Berufung zum Hamburger Landesrabbiner und zum Landesrabbiner von Schleswig-Holstein (der er bis 2003 war) Rabbiner-Dokumente vorgelegt, die nicht echt sind. Die wichtigsten Kultus-Handlungen werden derzeit von Rabbiner Shlomo Bistritzky von Chabad Lubawitsch Hamburg wahrgenommen.
»Wir fechten den Vertrag mit Herrn Barsilay an, da das von ihm vorgelegte Rabbiner-Diplom offensichtlich nicht echt ist«, sagt Ruben Herzberg, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Hamburg. Der Vorstand sei zu Beginn der vorigen Woche von der Institution in Israel, von der das Diplom stammen soll, schriftlich informiert worden, dass sie das Diplom für Barsilay nicht ausgestellt habe. Um welche Institution es sich handelt, wollte Herzberg indes nicht sagen. Barsilay weist den Vorwurf entschieden zurück. Der 60-Jährige mutmaßt hingegen, der Vorstand wolle ihn wegen anstehender Pensionsansprüche loswerden. Am Sonntag flog Barsilay in den Urlaub nach Israel.
»Die Pensionsansprüche spielen keine Rolle«, entgegnet Herzberg. Außerdem wären sie nach seiner Kenntnis lange erworben, wenn ein gültiger Vertrag bestehen würde, sagt Herzberg der Jüdischen Allgemeinen. Die Nachricht aus Israel, dass das Rabbiner-Diplom nicht echt sei, habe den Vorstand wie ein Keulenschlag getroffen. Jetzt müsse weiterer Schaden von der Gemeinde abgewendet werden.
Offensichtlich sind die Irritationen zwischen Rabbiner und Gemeinde schon älter. Dov-Levy Barsilay sei allen bisherigen Vertragsverhandlungen, die der Vorstand mit ihm aufgrund der desolaten finanziellen Lage der Gemeinde geführt habe, nicht zugänglich gewesen, heißt es. So erhalte er zusätzlich zur Dienstwohnung auch nach dem Wegfall seines Amtes als Landesrabbiner von Schleswig-Holstein 2003 noch dieselben Bezüge.
Auch Dokumente über die Prüfung der jüdischen Herkunft von Gemeindemitgliedern, die der Vorstand für seine Unterlagen benötigt, habe Barsilay nicht ausgehändigt. Brisant ist: Dabei sollen sich auch Dokumente über die Jüdischkeit des ehemaligen Gemeindevorsitzenden und Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Andreas C. Wankum befin den.
Sollte das Rabbiner-Dokument Barsilays nicht rechtens sein, würde das seine bisherigen Amtshandlungen kaum berühren. Mit einer Ausnahme: die Übertritte zum Judentum. »Wir werden die Entwicklung mit Herrn Barsilay abwarten, die auch in einen Gang vor Gericht münden kann«, so Herzberg. Auf jedem Fall wolle der Vorstand zusammen mit der Gemeinde überlegen, ob wieder ein Landesrabbiner eingestellt oder ein freier Rabbiner engagiert werden soll. Inzwischen kursiert in der Gemeinde ein Offener Brief, in dem die Unterzeichner Barsilay unterstützen und die sofortige Neuwahl des Vorstands fordern.

Berlin

Bundesregierung begeht Gedenktag für Opfer von Terror

Im Auswärtigen Amt werden dazu Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erwartet

 11.03.2025

München

Mann soll Plagiat wegen Obduktion seiner toten Mutter inszeniert haben

War es ein irrer Racheplan? Ein Mann soll mit der Fälschung eines Buches einem Rechtsmediziner geschadet haben. Seine Verteidigung fordert Freispruch – und auch er selbst äußert sich sehr ausführlich.

 07.03.2025

Hamburg

Wähler lassen AfD rechts liegen, Zeichen stehen auf Rot-Grün

In Hamburg hat Bürgermeister Tschentscher (SPD) weiterhin den Hut auf. Die AfD gewinnt Stimmen hinzu, bleibt aber vergleichsweise schwach

von Markus Klemm, Martin Fischer  03.03.2025

Israel

Tausende Israelis demonstrieren für die Freilassung der Geiseln

Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas endet ohne eine Vereinbarung über eine Fortsetzung

 02.03.2025

Berlin

Geräuschlose Premiere: Schwarz-Rot sondiert still und leise

Möglichst bis Ostern soll die neue Bundesregierung stehen. Kein Selbstläufer, denn im Wahlkampf gab es viele Verletzungen. Wie problematisch diese sind, zeigt eine Umfrage in der SPD

von Marco Hadem  28.02.2025

Berlin

Entscheidung über Samidoun-Verbot dieses Jahr

Der Verein Samidoun, das Islamische Zentrum Hamburg, »Compact« - das Bundesinnenministerium hatte zuletzt eine Reihe von Vereinsverboten erlassen. Über einige wird demnächst entschieden

 26.02.2025

Berlin

Zentralrat der Muslime verurteilt Attacke am Holocaust-Mahnmal         

Am Freitag wurde ein Mann am Holocaust-Mahnmal in Berlin Opfer einer Messerattacke. Ermittler gehen von einem antisemitischen Hintergrund aus

 24.02.2025

Bundestagswahl

Orban gratuliert Weidel - und nicht Merz  

Ungarns Regierungschef hat AfD-Chefin Weidel kürzlich wie einen Staatsgast empfangen. Sie ist auch diejenige, an die er nach der Wahl in Deutschland seine Glückwünsche richtet

 24.02.2025

Berlin

Jens Spahn: Gespräche über Koalition können sehr schnell beginnen

CDU-Chef und Wahlsieger Merz will bis Ostern eine neue Regierung bilden. Bereits diese Woche soll es erste Gespräche geben

 24.02.2025