Rabbiner
im Ausstand
Angestellte der Religionsräte fürchten jetzt um ihre Jobs
Mehr als 5.000 Angestellte Rabbiner, Schächter und Kaschrut-Beauftragte haben sich den jüngsten Streiks der Gewerkschaft Histadrut angeschlossen. Auch bei ihnen geht es um verspätete und gänzlich ausgebliebene Gehaltszahlungen.
Doch die Angestellten der 133 Religionsräte in den Städten müssen um noch mehr fürchten: ihre Jobs. Denn die Regierung will das Personal im Zuge einer Reorganisation der religiösen Dienste innerhalb der Stadtverwaltungen ausdünnen.
Mindestens zehn Rabbiner und sonstige Angestellte werden gehen müssen, verkündete das Büro des Premierministers jüngst. Wie viele es insgesamt sein werden, ließ die Regierung offen.
Derzeit herrscht großes Ungleichgewicht in der religiösen Versorgung des Landes. So gibt es Kleinstädte mit vier Rabbinern, etwa in Chatzor Haglilit, die wenige Hundert Menschen versorgen. Manche Großstädte indes hätten lediglich zwei Rabbis für sämtliche Einwohner zur Verfügung, so ein Sprecher der Gewerkschaft. Die Umgestaltung soll Überversorgung und Mangel ins Lot bringen.
Die Ausgaben für die Religionsräte werden zu 40 Prozent vom Staat getragen und zu 60 Prozent von den Gemeinden und Stadtverwaltungen. 85 bis 90 Prozent des jährlichen Budgets von 65 Millionen Euro werden für Gehälter verbraucht. In den vergangenen Monaten aber sind diese zum Teil gar nicht oder nur mit großer Verspätung gezahlt worden.
Nach Gewerkschaftsangaben haben 13 Stadtverwaltungen ihre Angestellten für Religionsbelange vier Monate lang nicht bezahlt, wie in Rechovot und Lod etwa. In weiteren 29 Orten warten die Menschen bereits ein bis drei Monate auf ihr Geld.
Grund genug für sie, jetzt für ihre Rechte auf die Straße zu gehen und die Arbeit niederzulegen. Keine Hochzeiten, keine Beerdigungen und kein Kaschrut mehr? »Wir werden in der ersten Streikphase tatsächlich lediglich noch die allernötigsten Dienste verrichten können«, befürchtet Schlomo Stern von der Religionsabteilung der Histadrut.
Doch natürlich würden keine Beerdigungen abgesagt, sondern nur um einige Stunden verschoben. Auch Paare, die in den nächsten Tagen heiraten wollen, werden dies tun und ihre Ketuba abholen können. »Jedoch«, so Stern, »werden wir in den nächsten Tagen vielleicht keine Paare mehr für eine Eheschließung registrieren.« Sabine Brandes