Mikwe

Quell-, Grund- und Regenwasser

Konstanzer Gemeinde eröffnete Mikwe

von Claudia Rindt  28.08.2008 00:00 Uhr

Konstanzer Gemeinde eröffnete Mikwe

von Claudia Rindt  28.08.2008 00:00 Uhr

von Claudia Rindt

Sieben Monate nach der Grundsteinlegung ist es soweit. Regenwasser fließt in das frisch gekachelte Becken der Konstanzer Mikwe. Mit einer Feier eröffnete am Sonntag die Israelitische Kultusgemeinde Konstanz ihr erstes nach dem Mittelalter erbautes Tauchbad für die rituelle Reinigung.
Das Bad in der Konstanzer Altstadt wurde nach religiösen Vorschriften errichtet. Rabbiner Meir Posen, ein gefragter Spezialist für den Bau jüdischer Tauchbäder, habe überprüft, ob alle Bedingungen eines koscheren Bads erfüllt sind, betont die Kultusgemeinde. Auf dem Dach der Mikwe stehen Vorratsbehälter. Sie fangen das Regenwasser ein, das dann in das Tauchbecken geleitet wird. Um als koscher zu gelten, also als tauglich für die rituelle Reinigung, muss das Wasser der Mikwe direkt der Natur entnommen sein. Dazu gehören Quell-, Grund- und Regenwasser.
Der Hauptraum der Mikwe ist mosaikartig mit kleinen, blauen Steinen gekachelt. In der Wand über dem Wasser bilden die Fliesen einen Davidstern. Män- nern und Frauen stehen getrennte Umkleideräume mit Waschgelegenheiten zur Verfügung, in denen sie sich vor dem Gang ins Tauchbecken reinigen können, erklärt der Rabbiner und betont: »Männer und Frauen halten sich nie gleichzeitig im Bad auf. Sie betreten die Mikwe zu getrennten Zeiten und durch getrennte Türen.« Stufen führen ins Wasser, in dem Gläubige ohne Kleider, ohne Schminke und Schmuck untertauchen, um sich seelisch zu reinigen. Frieren müssen sie nicht. Das Wasser kann durch eine Heizspirale erwärmt werden. Es gibt zudem einen Reinigungsfilter und eine Pumpe, mit der gebrauchtes Wasser abgezogen werden kann. Über einen Gang ist das Bad direkt mit der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde verbunden. Nach jüdischen Gesetzen sollen Männer vor Beginn des Schabbats oder zu anderen Feiertagen das Bad besuchen. Frauen am Vorabend der Hochzeit oder nach der Monatsregel. Gläubigen Konstanzer Juden, die auf das Bad nicht verzichten wollten, stand bisher nur der Bodensee zur Verfügung. Er gilt als koscheres Gewässer.
Die Bauherren, die Konstanzer Familie Nissenbaum, widmen die neue Mikwe dem Andenken des Holocaustüberlebenden Shimon Nissenbaum. Er hatte sich nach dem Krieg für den Wiederaufbau der jüdischen Gemeinde in Konstanz und den Erhalt jüdischer Friedhöfe sowie Kulturdenkmale in Polen eingesetzt. Zur Eröffnung des Bads wählte die Familie deshalb auch den siebten Todestag von Shimon Nissenbaum. Die Familie und die Nissenbaum-Stiftung wollen für die geschätzten Baukosten von mehr als 300.000 Euro aufkommen, ebenso für die laufenden Kosten. Sie stellen das Bad der Israelitischen Kultusgemeinde mit den über 300 Mitgliedern zur Verfügung.
Auseinandersetzungen haben in der Vergangenheit zu der Gründung einer zweiten jüdischen Gemeinde geführt. Diese gehört der Israelitischen Religionsgemeinschaft Badens an.

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter  05.02.2025

USA/Israel

Trump empfängt Netanjahu im Weißen Haus

Als erster ausländischer Staatsgast in Trumps zweiter Amtszeit kommt der israelische Regierungschef nach Washington. In dem Republikaner hat der israelische Besucher einen wohlwollenden Unterstützer gefunden

 04.02.2025

Düsseldorf

Igor Levit: Bin noch nicht fertig mit diesem Land

Am Klavier ist er ein Ausnahmekönner, in politischen Debatten meldet er sich immer wieder zu Wort. 2020 erhielt der jüdische Künstler das Bundesverdienstkreuz - das er nun nach eigenen Worten fast zurückgegeben hätte

 03.02.2025

Berlin

Kreise: Union will Gesetz doch zur Abstimmung stellen

Hinter verschlossenen Türen wurde in den Unionsparteien viel über das »Zustrombegrenzungsgesetz« gesprochen. Nun gibt es laut Teilnehmern eine Entscheidung

 31.01.2025

Kommentar

Der stumme Schrei der Arbel Yehoud

Die Israelin wurde am Donnerstag von den Hamas-Terroristen endlich freigelassen. Die junge Frau muss unvorstellbare Qualen ausgestanden haben

von Nicole Dreyfus  31.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 30. Januar bis zum 5. Februar

 30.01.2025

Österreich

»Gegen Antisemitismus und Antizionismus aufstehen«

Der Bundeskanzler, dessen ÖVP Koalitionsgespräche mit der rechtsextremen FPÖ führt, sagt, weder Hass noch Ausgrenzung dürfe Platz geboten werden

 27.01.2025

Irland

Eklat mit Ansage beim Holocaust-Gedenken

Nach seinem Exkurs zum Gaza-Krieg bei der Gedenkfeier in Dublin hagelt es scharfe Kritik am irischen Staatspräsidenten

von Michael Thaidigsmann  27.01.2025

Berlin

Scholz zu Auschwitz-Gedenken: Müssen Erinnerung hochhalten

Am 80. Jahrestag der Befreiung des ehemaligen deutschen Vernichtungslagers wird der Opfer des NS-Terrors gedacht. Viele Zeitzeugen sind mittlerweile gestorben

 27.01.2025