Preiswürdiger Widerstand
Verein »Gesicht zeigen« erhält die Buber-Rosenzweig-Medaille
von Benjamin Hammer
Johannes Rau und Lea Rabin haben sie bekommen. Auch Joschka Fischer und Daniel Barenboim tragen sie. Am 5. März erhält der Verein »Gesicht zeigen!« die Buber-Rosenzweig-Medaille – für seinen Einsatz gegen Rassismus und Antisemitismus und für mehr Zivilcourage. Verliehen wird die Medaille zum Auftakt der Woche der Brüderlichkeit vom Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische-Zusammenarbeit (vgl. S. 10, 17).
Grabschändungen, Nagelbomben und Brandsätze: Der Sommer 2000 war geprägt von antisemitischen Übergriffen. »Zivilen Widerstand« gegen Rechtsexremismus habe er damals formen wollen, sagt Uwe-Karsten Heye heute. Dafür gründete der damalige Regierungssprecher zusammen mit dem Publizisten Michel Friedman und Zentralratspräsident Paul Spiegel den Verein »Gesicht zeigen! Aktion weltoffenes Deutschland«.
»Die Menschen sollen endlich aufstehen gegen Rassismus und rechte Gewalt«, heißt es im Manifest des Vereins. Damit sie das tun, fährt »Gesicht zeigen!« Werbekampagnen mit Prominenten, besucht Schulen und versorgt regionale Initiativen mit Know-how und kostenlosen Materialien. Bei der Bildungsarbeit in Schulen mache man es sich nicht so einfach wie manch andere Organisation, sagt Rebecca Weis von der Geschäftsführung. »Viele gehen nur in Gymnasien, weil es dort angenehmer ist. Aber es sind die Hauptschüler, die das wirklich nötig haben.« Welche Rolle Antisemitismus bei der Arbeit einnimmt? »Ich mache keinen Unterschied zwischen Antisemitismus und Rassismus«, sagt Uwe-Karsten Heye, der Vorsitzende des Vereins. »Beides darf uns nicht kaltlassen.«
Heye ist »stolz« auf die Buber-Rosenzweig-Medaille. Der Verein nehme den Preis auch stellvertretend für die anderen Inititiativen entgegen, die sich gegen Rechtsextremismus engagieren. Doch trotz aller Freude: »Wir kämpfen permanent ums Überleben«, sagt Rebecca Weis. Die Spendenbereitschaft, vor allem die von Firmen, habe seit der Gründung rapide abgenommen. Das Interesse für das Thema sei einfach nicht mehr da, klagt Weis. Der Verein sei auf finanzielle Unterstützung angewiesen, um weiterarbeiten zu können.
Auch die Woche der Brüderlichkeit steht unter dem Motto »Gesicht zeigen«. Bis zum 12. März sind bundesweit mehr als 1.000 Vorträge, Lesungen, Diskussionen und Ausstellungen geplant. Am 9. März wird in Berlin erstmals ein offizielles Gespräch zwischen hohen Vertretern des Vatikans und Rabbinern in Deutschland stattfinden. www.gesichtzeigen.de