Gerhard Schröder

Politischer Privatmann

von Martin Krauss

Zwei Meldungen aus Teheran: Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder hat sich auf einer privaten Reise in den Iran mit dem Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad getroffen. Und die Internationale Energiebehörde (IAEA) teilt mit, dass der Iran ein Drittel seiner für Nukleartechnik erforderlichen Produktionsmengen verheimlicht hat und über mindestens eine Tonne Uran-235 verfügt – ausreichend für die Produktion einer Atom-
bombe, allerdings noch mit zu geringer Anreicherung.
An Schröders Reise in die Islamische Republik gab es in Deutschland viel Kri-
tik. Stephan J. Kramer vom Zentralrat der Juden in Deutschland erklärte, sein Tref-
fen mit Ahmadinedschad sei eine »Aufwertung« und »Unterstützung« des iranischen Präsidenten in dessen Wahlkampf. Ähnlich äußerte sich der außenpolitische Sprecher der CDU/CSU, Eckard von Klaeden, sowie Bündnis 90/Die Grünen. Auch der SPD-Nahostexperte Gert Weiss-
kirchen kritisierte Schröder. Er hätte stärker verdeutlichen müssen, »dass man Ahmadinedschad als Präsidenten nicht wieder sehen will«.
Schröders Verteidiger verweisen darauf, dass er von der iranischen Regierung »absolute Transparenz« bezüglich des Atomprogramms gefordert habe. Und auch zur Leugnung des Holocausts durch Ahmadinedschad habe sich Schröder geäußert: »Es macht keinen Sinn, dieses einmalige Verbrechen, für das Hitler-Deutschland verantwortlich gewesen ist, zu leug- nen.« Das, so der SPD-Politiker Rolf Mützenich, sei »mutiger als manche wohlfeile Äußerung bei uns«. Der FDP-Politiker Werner Hoyer sagte, nachdem die USA ein Dialogangebot formuliert hätten, müssten auch die Europäer jetzt »Gesprächskontakte mit Teheran ausloten«. Für informelle Gespräche sei »ein ehemaliger Bundeskanzler genau die richtige Adresse«.
Bundesregierung und Auswärtiges Amt erklärten, Schröder sei ohne ihren Auftrag gereist, aber er habe sich vorher von ihnen über den Stand der deutsch-iranischen Beziehungen informieren lassen. Das Büro des Exkanzlers sagt, dass es eine Privatreise auf Einladung eines befreundeten iranischen Neurochirurgen war. Schröder wurde auf seiner Tour auch von Carsten Maschmeyer begleitet, Chef des Finanzdienstleisters AWD und neuer Freund der Schauspielerin Veronica Ferres.
Russische Zeitungen berichten, Schröder sei im Auftrag des Energiekonzerns Gazprom, für den er als Berater tätig ist, gereist. Die FAZ nennt Schröder einen »Sendboten investitionswilliger Exporteure«, für das Handelsblatt ist er ein »Türöffner«.

Medien

Medienwissenschafter: Erleben Großangriff auf unabhängigen Journalismus

Der öffentliche Raum leide unter »sehr reichen, sehr mächtigen Journalismus-Verächtern«

 10.01.2025

USA

Mel Gibson: »Mein Zuhause sah aus wie Dresden«

Zahlreiche Stars sind von der gewaltigen Feuerkatastrophe in Kalifornien betroffen. Auch Mel Gibsons Haus fiel den Flammen zum Opfer. Nach antisemitischen Einlassungen in der Vergangenheit irritiert er nun einmal mehr mit unpassenden Vergleichen

 10.01.2025

Rechtsextremismus

Online-Talk: Musk wirbt erneut für AfD. Weidel rechnet mit Merkel ab

Mit positiven Aussagen über die AfD hat sich der US-Milliardär Musk bereits in den deutschen Wahlkampf eingeschaltet. Nun kommt es auf seiner Plattform X zum virtuellen Treffen mit der Parteichefin

 09.01.2025

Libanon

Parlament wählt Armeechef zum Staatspräsidenten

Es hat 13 Versuche gebraucht, nun gibt es endlich einen neuen Präsidenten. Die Hoffnungen auf einen Umschwung im Land sind groß

 09.01.2025

Menlo Park

Faktenchecker adé: Meta öffnet die Schleusen

Mark Zuckerberg kündigt die Abkehr vom bisherigen Moderationsmodell bei Facebook, Instagram und Threads an. Und das ist längst nicht alles

von Andrej Sokolow, Luzia Geier  09.01.2025

Kultur

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 9. bis zum 18. Januar

 09.01.2025

Berlin

Weidel trifft Musk zu Online-Gespräch

Der amerikanische Milliardär schaltet sich von den USA aus in den deutschen Wahlkampf ein und macht Werbung für die zumindest in Teilen rechtsextremistische AfD. Jetzt kommt es zum virtuellen Kennenlernen mit Parteichefin Weidel

 09.01.2025

USA

Meta beendet Fakten-Checks und kündigt Zusammenarbeit mit Trump an

Die Änderungen gelten zunächst nur in den USA

 07.01.2025

University

Awards of the World Union of Jewish Students presented in Berlin

The worldwide representation of Jewish students celebrated its 100th anniversary and honored particularly deserving individuals and unions

 07.01.2025