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Israelische Juristen
lernen deutsches
Recht kennen

»Ich wollte das Land kennenlernen, in dem meine Großmutter gelebt hat«, sagt Michael Taussig. Jetzt habe er zumindest »einen kleinen Teil von Berlin« gesehen. Leider habe die Zeit nicht ausgereicht, das Grab seiner Großmutter auf einem Friedhof in Dresden zu besuchen. Seine Eltern waren vor den Nazis aus der Elbestadt nach Palästina geflohen. Als der heutige Jurist geboren wurde, lebte seine Familie bereits in Jerusalem.
Michael Taussig ist einer von etwa 50 israelischen Juristen, die in der vergangenen Woche für vier Tage zu einem Besuch nach Berlin kamen, um an einem Seminar der Deutsch-Israelischen Juristenvereinigung (DIJV) teilzunehmen. Dabei sollten die israelischen Gäste in das deutsche Arbeits- und Strafrecht eingeführt werden. Besonders im Vertragsrecht ähneln sich die Rechtssysteme beider Staaten. In Israel diente das deutsche Bürgerliche Gesetzbuch als Vorbild, sagt Jann Fiedler, Vizepräsident der Rechtsanwaltskammer Berlin. Am Rahmen ihres Besuchs wurden die israelischen Juristen auch zu einem Empfang in die Anwaltskammer an der Littenstraße eingeladen.
»Berlin ist eine aufregende Stadt«, sagt Michael Taussig, der sich in den wenigen Tagen zusammen mit seiner Frau etliche Sehenswürdigkeiten angeschaut hat. Er habe zufällig von der Reise gehört und sich rasch entschlossen mitzufahren.
»Jeder Jurist, der Interesse hat an einem Austausch zwischen Israel und Deutschland, ist bei uns willkommen«, sagt Erika Hocks, Geschäftsführerin der DIJV. Den Dialog zwischen deutschen und israelischen Juristen zu fördern, die Beziehungen zwischen beiden Länder zu stärken, ein Verständnis für beide Rechtssysteme zu entwickeln und die Auseinandersetzung mit der Justiz des Naziregimes zu vertiefen – das seien die vier wichtigsten Ziele der Vereinigung, so Hocks.
»3.400 Richter, Staatsanwälte, Rechtsanwälte und Beamte hatte es 1933 in Berlin gegeben – und die Hälfte davon war jüdisch«, sagte Tobias Schöne von der DIJV beim Empfang in der Anwaltskammer. Im April 1933 wurden die jüdischen Juristen ihrer Zulassung beraubt. »Sie haben so viel verloren: ihre Karriere, ihr Heim und ihr Leben.«
Die DIJV wurde 1989 bei einer Tagung in Jerusalem gegründet. Derzeit gehören ihr in beiden Ländern etwa 400 Mitglieder an, sagt Hocks. Der regelmäßige Meinungs- und Erfahrungsaustausch sei Kernpunkt der Aktivitäten. Es gebe Konferenzen sowohl in Deutschland als auch in Israel. Ein weiterer wichtiger Bereich sei die Jugendarbeit. Etliche Studenten und Referendare seien an den Austauschprogrammen der DIJV sehr interessiert, betont Hocks. Ein für September geplantes Seminar in Haifa habe wegen der aktuellen Lage jedoch leider abgesagt werden müssen.
Israel sei heute in einer schwierigen Situation, sagt Ilan Baumbach, einer der Juristen aus Tel Aviv, über den Krieg. Deshalb habe er sich über die Einladung nach Berlin besonders gefreut. Christine Schmitt

Kultur

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