Tagsüber bringen sie Höchstleis-tungen, abends feiern sie, was das Zeug hält. Die jungen Menschen, die am 12. Juli aus der ganzen Welt zum Sportfest der Makkabiade in Israel erwartet werden, fühlen sich gut. Was sie sicher nicht wollen, ist schniefend und triefend im Bett liegen oder mit Mundschutz zur Party gehen. Doch so weit könnte es kommen. Mit dem 469. Fall der Schweinegrippe in dem kleinen Land hat Gesundheitsminister Yaakov Litzman Angst, dass die Gefahr der höchst anste-ckenden Krankheit noch längst nicht ge-
bannt ist.
»Ich bin sehr besorgt«, sagte Litzman während einer Pressekonferenz am vergangenen Sonntag. »Mehr als 5.000 Athleten kommen von überall zu uns. Ich würde sie alle untersuchen lassen, bevor sie im Land ankommen. Denn ich will es vermeiden, dass sich bei einer so großen Menschenansammlung viele infizieren.« Auf der Homepage der 18. Makkabiade war zumindest Anfang dieser Woche noch nichts von Schweinegrippe oder etwaigen Tests der Sportler erwähnt.
infizierte Nur wenige Tage vorher hatte eine Reisegruppe von »Birthright Israel« Schlagzeilen gemacht. Die Organisation ermöglicht es jungen Juden aus der ganzen Welt, das Heilige Land zehn Tage lang kostenlos kennenzulernen. 15 der 18- bis 26-Jährigen hatten sich mit dem H1N1- Virus infiziert und prompt während eines Ausfluges 18 begleitende Soldaten angesteckt. »Alle sind aber bereits wieder völlig in Ordnung«, ließ das behandelnde Krankenhaus wissen.
Auch vor Prominenten macht der Virus keinen Halt: Am Tag darauf musste sich sogar Staatspräsident Schimon Peres auf die Schweinegrippe testen lassen, weil er während eines Empfanges mit Teilnehmern von Birthright Israel Hände geschüttelt und Umarmungen verteilt hatte. »Es tut mir aber nicht leid, dass ich sie getroffen habe«, sagte der Präsident im An-
schluss, »sie können ja nichts dafür, dass sie krank geworden sind.« Doch die Angst geht um: Auch Premierminister Benjamin Netanjahu sagte am Freitag ohne Vorankündigung alle Treffen ab, als bekannt geworden war, dass der Fahrer seines engsten Knessetberaters und dessen Ehefrau positiv getestet worden waren. »Zum ersten Mal nimmt der Ministerpräsident nicht an einer Besprechung teil«, teilte sein Pressebüro mit.
ausbreitung Obwohl sich das Virus ausbreitet wie der Wind, ist die Krankheit im Vergleich zu anderen Ländern in Israel ausschließlich recht milde verlaufen. Todesopfer hat die Schweinegrippe bislang nicht gefordert. Weltweit gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bis heute etwa 35.000 Fälle in 76 Ländern, darunter auch Deutschland, mit mehr als 165 Toten. Der Ursprung der Pandemie soll im ländlichen Mexiko liegen.
Idan Landmann und seine Frau Liran waren unter den Ersten, die von einer Reise aus Mexiko zurückkehrten, als das Wort »Schweinegrippe« durch die Medien waberte. »Wir hatten noch nicht einmal unsere Koffer ausgepackt, da hörten wir es schon ständig im Radio, unsere Eltern und Freunde riefen uns ständig an. Es war schon ziemlich beängstigend.« Einen Tag nach ihrer Rückkehr fuhr das Ehepaar ins nächste Krankenhaus und ließ sich testen. Negativ. »Im Nachhinein glaube ich, dass es sehr viel Panikmache ist«, ist Landmann sicher. »Es sterben so wahnsinnig viel mehr Menschen an anderen Krankheiten und Viren. Dieses hier ist doch fast lachhaft dagegen.«
Dennoch sei mit 469 die Anzahl der Erkrankten anteilmäßig zur Bevölkerung relativ hoch, sagen medizinische Experten. Zum einen erklären sie es mit der Reiselust der Israelis, zum anderen damit, dass das Heilige Land ein Touristenziel ist, wo sich auf engstem Raum ständig Menschen aus der ganzen Welt tummeln. Um die Gefahr einzuschränken, hat die Kibbuzvereinigung vor einigen Wochen ihren Mitgliedern bis auf Weiteres untersagt, Hilfsarbeiter für die Ernte aus Mexiko ins Land zu holen.
Vorbereitung Doch es gibt auch Entwarnung: Da der Verlauf der Krankheit hier bislang ohne Ausnahme mit leichten Symptomen verbunden ist, hat der Ge-
sundheitsminister angeordnet, dass nicht mehr die Krankenhäuser, sondern die lokalen Polikliniken für die Schweinegrippe zuständig sind. Für Kranke und deren Familien hat das Ministerium Pakete mit Masken und Handschuhen vorbereitet.
»Es ist eine recht milde Erkrankung, die fast nur für Risikopatienten wie alte Menschen, Babys und chronisch Kranke gefährlich werden könnte«, so Litzman, »bislang haben wir in Israel jedoch noch keine Komplikationen gesehen«.