Frau Knobloch, pro-israelische Organisationen wollen am 28. Januar in Berlin gegen die Atom-Pläne des iranischen Präsidenten demonstrieren (vgl. S. 2). Der Zentralrat der Juden will sich an der Veranstaltung nicht beteiligen. Warum?
knobloch: Der Aufruf zu einer Großveranstaltung gegen das Mullahregime stammt noch von Paul Spiegel sel. A. Wir arbeiten seit Monaten daran, Parteien, Kirchen, Verbände und Gewerkschaften zusammenzubringen. Wir wollen ein deutliches Signal für die Existenz Israels, gegen die Holocaustleugnung des iranischen Präsidenten und gegen einen Iran auf dem Weg der nuklearen Rüstung setzen. Nur mit einer breiten gesellschaftlichen Koalition kann man nachhaltig Aufmerksamkeit erreichen. Dem Aufruf für den 28. Januar fehlt diese notwendige Basis.
Gibt es politische Vorbehalte gegen die Organisatoren?
knobloch: Wir verfolgen durchaus gemeinsame politische Ziele, insbesondere wenn es um die Solidarität und die politische Existenzsicherung Israels geht. Die Methoden und Wege sind aber nicht immer dieselben. Auch hat es in den letzten Tagen nicht hinnehmbare persönliche Angriffe gegen den Generalsekretär des Zentralrats gegeben. Hierzu ist zu sagen: Stephan J. Kramer genießt das uneingeschränkte Vertrauen des gesamten Zentralrats.
Der Zentralrat hat also keine grundsätzlichen Bedenken, gegen die atomaren Ambitionen Irans auf die Straße zu gehen?
knobloch: Es waren Vertreter des Zentralrats, die zuvorderst gegen die Atom-Pläne des Mullahregimes auch öffentlich protestierten und Sanktionen forderten. Wir haben die Bundesregierung beständig gemahnt, den kritischen Worten auch Taten folgen zu lassen.
Plant der Zentralrat eigene öffentliche Veranstaltungen, um gegen die anti-israelische Politik des Iran zu protestieren?
knobloch: Wir arbeiten an einer ganzen Reihe von Aktionen und Veranstaltungen mit Langzeitwirkung. So planen wir in Kürze ein internationales Symposium mit Sachverständigen aus Politik, Wirtschaft und Medien zur Rolle des Iran und der Zukunft im Nahen Osten. Wir wollen die öffentliche Diskussion besonders im Hinblick auf die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Konsequenzen schärfen helfen: die Rolle des Iran bei der Unterstützung des islamistischen Terrors weltweit. Ein nuklearer Iran ist nicht nur eine Existenzbedrohung für Israel, sondern auch eine Bedrohung für den Rest der Welt.
Mit der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland sprach Christian Böhme.