von Felice Naomi Wonnenberg
Das Diasporamuseum Bet Hatefusot ist eines von drei nationalen Museen Israels und genau halb so alt wie der jüdische Staat. An Jom Haatzmaut 1978 auf dem Campus der Tel Aviver Universität eröffnet, zeigt das von Shayke Weinberg und Abba Kovner konzipierte Haus jüdische Kultur und Geschichte der letzten 2.500 Jahre und gilt als eines der innovativsten Museen des Landes. Zu seinem Geburtstag präsentiert sich das Gebäudea n diesem 20. November nun facegeliftet. Das gesamte Erdgeschoss wurde dank großzügiger privater Spenden komplett umgestaltet. Hinzu kommt ein neuer Gebäudeflügel mit drei aktuellen Wechselausstellungen. Eine informiert über jüdische Gemeinden in Polen, die zweite zeigt historische Synagogen in der Türkei.
Die dritte Schau ist dem Werk der deutschen Fotografen Leni und Herbert Sonnenfeld gewidmet: »Never looked better / Hat noch nie besser ausgesehen« heißt sie. Leni und Herbert Sonnenfeld dokumentierten mit der Kamera jüdisches Leben in Deutschland vor dem Nationalsozialismus, den Jischuw in der Zeit vor Gründung des Staates Israels und zionistische Aktivitäten auf der ganzen Welt. Die Bilder zeigen die ersten zionistischen Siedlungen und die frühen Jahre Tel Avivs, Fabriken am Toten Meer und andere Industrieprojekte der zionistischen Pioniere sowie historische Ereignisse wie die Biltmorekonferenz 1942, auf der Amerikas jüdische Gemeinschaft ihre Unterstützung zur Gründung des Staates Israels zusicherte. Diese Bildchronik jüdischen Lebens weltweit über fünfzig Jahre, gilt als eine der wichtigsten fotografischen Sammlungen der Welt. Das Bildarchiv Bet Hatefusot hat die Sammlung Sonnenfeld, die rund 200.000 Negative, Diapositive und Abzüge umfasst, seit 2005 sortiert, kategorisiert und registriert.
Zur Ausstellung gehören aber nicht nur die historischen Bilder des Berliner Künstlerpaars. Die Kuratoren der Ausstellung Galit Eilat und Eyal Danon vom Zentrum für digitale Kunst in Holon, zeigen die alten Fotos im künstlerischen Dialog mit Arbeiten junger zeitgenössischer israelischer und internationaler Künstler. Michael Blum, Itamar Rose, Yossi Atia, Yael Bar-tana, Yochai Avrahami und Ilya Rabinovich greifen in ihren Fotografien und Videoarbeiten die Ästhetik der Sonnenfelds auf und entwickeln daraus neue künstlerische Positionen. So stellt Yael Bartana Aufnahmen der Sonnenfelds von zionistischen Pionieren, Arbeitern, Bauern und Soldaten nach und verfremdet so das Bild des »neuen Juden«, wie es von dem Fotografenpaar in der Ästhetik des zionistischen Geistes entworfen wurde. »Das Endresultat ist eine Serie von neuen Repräsen- tationen, die Bilder zeigen, die tief im kollektiven israelischen Gedächtnis und Be- wusstsein eingebettet sind«, sagt Kurator Eyal Danon.
Mit der Entscheidung, die historischen Bilder in Kombination mit moderner Vi-deokunst zu zeigen, manifestiert das Dias-poramuseum, dass es nicht nur seine Gebäude runderneuert hat, sondern auch sein Konzept: Bet Hatefusot behauptet seinen Platz in der innovativen Avantgarde der israelischen Museen.
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