von Marina Maisel
Ein Denkmal zur Erinnerung an jüdische Bürger, die zwischen 1933-1945 in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern ermordet wurden, ist auf dem Alten Israelitischen Friedhof an der Thalkirchner Straße eingeweiht worden. Die Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, dankte allen, die zu der Gedenkveranstaltung gekommen waren. Unter den Teilnehmern der feierlichen Gedenkstunde waren der frühere bayerische Staatssekretär Karl Feller, der Präsident der Bayrischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen, Egfried Hanfstaengl, aus dem Vorstand der IKG Vera Szackamer und Professor Nikolaus Gerhart von der Akademie der Bildenden Künste München. Er hatte das Denkmal gestaltet. Eine drei Meter hohe, hohle Säule und vier davor auf der Erde liegende Blöcke. »Die Säule wie angegriffen, gebohrt und gesägt; die Blöcke, als ob sie aus der Säule herausgenommen wurden« so umreißt der Bildhauer bei der Einweihung seine Idee. Die Namen von neun Opfern sind auf den Tafeln, die in den liegenden Steinen stecken, graviert.
Benjamin Kalmanowicz las sie bei der Gedenkveranstaltung vor: Erwin Kahn, Dr. Alfred Strauss, Karl Bick, Dr. Gustav Böhm, Max Luber, Hans Schloss, Bernhard Haas, Albert Neustätter und Dr. Karl Feust. »Es sind keine Grabsteine.«, betonte Bildhauer Nikolaus Gerhart, »es ist ein Denkmal, das wie ein gewisses Zentrum auf dem Friedhof steht.« Das Denkmal ist ein stiller Zeuge ihres Todes. Die Opfer der Anonymität zu entreißen, ihnen das zurückzugeben, was ihnen die Nationalsozialisten genommen hatten – ihre Individualität, ihre Würde – das war ein wichtiges Anliegen für dieses Denkmal. Mit ihm soll zugleich jedem Einzelnen dersechs Millionen Opfer gedacht und ihnen ein würdevolles Andenken gegeben werden, denen ein Sterben in Würde versagt worden war. »Unsere Trauer um sie«, so Charlotte Knobloch, »findet endlich einen konkreten Ort. In einem gewissen Sinn haben wir sie, die als Rauch in die Lüfte gestiegen sind, jetzt heimgeholt, ihr Andenken in Stein gemeißelt und sie so unsterblich gemacht. Wenn wir ihrer gedenken, werden sie immer Teil unserer Gemeinschaft, Teil des Lebens, sein.«Ermöglicht wurde dieses Denkmal durch die Spende von Erich Haas sel. A. Er hat der Bayerischen Schlösserverwaltung ein großzügiges Vermächtnis hinterlassen, das dem Erhalt und der Pflege von KZ-Grab- und Gedenkstätten dient. Knobloch würdigte dieses posthume Engagement: »Dafür sind wir ihm von Herzen dankbar. Nicht nur, weil er so ein würdiges Gedenken für die Opfer des Nationalsozialismus ermöglicht. Sondern auch, weil er damit eine demokratische Gesinnung zeigt, die ein Zeichen der Hoffnung auf eine friedliche Zukunft ist. Gemeinderabbiner Steven Langnas sprach das jüdische Totengebet. »Damals hat keiner für sie das Kaddisch gesprochen«, sagte Charlotte Knobloch. »Sie fanden, wie es in einem Gedicht von Paul Celan heißt, ihr Grab in den Lüften.«