Das Kölner Domkapitel hat einen internationalen Wettbewerb für ein Kunstwerk zum christlich-jüdischen Verhältnis gestartet. Ziel sei es, im Bewusstsein der christlich-jüdischen Geschichte ein neues Kunstwerk für den Dom zu schaffen, das den Blick auf Gegenwart und Zukunft richte, erklärte Domkapitular Rolf Steinhäuser am Dienstag. Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, lobte die Idee als wegweisend. Hintergrund der Initiative ist die Auseinandersetzung über den Umgang mit judenfeindlichen Kunstwerken im Kölner Dom.
Immer wieder war auch die Entfernung antijüdischer Artefakte, etwa im Chorgestühl oder in der Architektur des Doms, gefordert worden.
Signal »So zu tun, als hätte es diese Kunstwerke nicht gegeben, wäre aber unrecht«, betonte Steinhäuser. Andererseits könne man sie aber auch nicht unkommentiert stehenlassen. Deshalb wolle man der judenfeindlichen Kunst ein neues Werk entgegensetzen. Die Arbeit solle dem gewandelten christlich-jüdischen Verhältnis seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil Ausdruck verleihen
Die Idee, ein neues Kunstwerk zum jüdisch-christlichen Verhältnis für eine Kirche zu schaffen, sei in Deutschland bislang einzigartig, sagte Lehrer. Sie könne zum Vorbild auch für andere Städte werden, die Kathedralen mit judenfeindlichen Artefakten hätten. Die Initiative zu dem Wettbewerb kam von einem interreligiösen Arbeitskreis, der sich seit Jahren mit dem Umgang mit den antijüdischen Kunstwerken in der Domarchitektur auseinandersetzt.
Ausschreibung Ziel des Wettbewerbs sei es, Entwürfe von hoher Qualität zu erhalten, die dem Anspruch des Ortes und zugleich »der Sprache unserer Zeit« entsprächen, erklärte Stefan Kraus, Mitglied des Arbeitskreises und Leiter des Kolumba Kunstmuseums des Erzbistums Köln. Insgesamt sollten 16 Künstlerinnen und Künstler eingeladen werden, ihre Entwürfe einzureichen. Ausgewählt würden sie von acht Expertinnen und Experten, die jeweils zwei Kunstschaffende benennen könnten.
Die Künstler hätten bei ihren Vorschlägen weitgehende Freiheit, sagte Steinhäuser. Lediglich der Denkmalschutz und die Funktion des Gotteshauses müssten gewahrt bleiben. Der Wettbewerb solle transparent gestaltet werden. Über die einzelnen Phasen werde die Öffentlichkeit über eine Themen-Website informiert.
Der Siegerentwurf des internationalen Wettbewerbs soll im Herbst kommenden Jahres bekannt gegeben werden. Das Domkapitel stellt 500.000 Euro für das Verfahren zur Verfügung.
Diffamierung Zu den diffamierenden Darstellungen im Kölner Dom zählen zum Beispiel die sogenannte »Judensau« im Chorgestühl oder eine Szene auf dem Dreikönigsschrein, in der Christus von zwei Schergen mit Judenhüten gegeißelt wird.
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