von Jan Popp-Sewing
Überschaubar hatte es angefangen: 1998, zum 50-jährigen Bestehen des Staates Israel, gingen in Köln, Düsseldorf, Bonn und Leverkusen erstmals die Jüdischen Kulturtage im Rheinland über die Bühne. Mitinitiiert von Paul Spiegel sel. A. sollten Juden und Nichtjuden die Vielfalt jüdischer Kultur gezeigt und Ressentiments abgebaut werden. Bei den zweiten Kulturtagen von Mai bis Mitte Juni 2002 – das Motto lautete damals »Zwischentöne – Jüdisches (er-) leben« – beteiligten sich schon 14 Städte mit 250 Veranstaltungen. Auch die jeweiligen jüdischen Gemeinden und der Landesverband der jüdischen Gemeinden von Nordrhein halfen mit und machten die Kulturtage zu einem eindrucksvollen Erfolg. Die organisatorische Federführung lag beim Landschaftsverband Rheinland. Die nordrhein-westfälische Landesregierung förderte die Kulturtage ideell und finanziell: Die Schirmherrschaft 2002 übernahmen der damalige Ministerpräsident Wolfgang Clement und Zentralratspräsident Paul Spiegel gemeinsam. Mit den Worten »Das sollen keine Holocaust-Gedenktage werden, sondern fröhliche Tage, an denen Juden und Nichtjuden sich über ihre Kultur begegnen«, beschrieb Spiegel die Intention des Projekts, das ihm sehr am Herzen lag.
Unter dem nur leicht abgewandelten Motto »Neue Töne – Jüdisches (er)leben« soll das Ergebnis in diesem Jahr noch übertroffen werden. Wieder sind 14 Städte dabei. Mit Essen und Wuppertal sind zwei weitere Großstädte dazu gekommen. 270 Veranstaltungen stehen auf dem Programm, die Organisatoren rechnen mit fünfstelligen Besucherzahlen, die größte jüdische Kulturveranstaltung des Bundeslandes seit 60 Jahren. Einen Monat lang gibt es Tanz, Theater, Lesungen, Konzerte, Kabarett und Filme. Die Schirmherrschaft haben der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers und Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch übernommen.
Bei den Kulturtagen spiegelt sich auch die Entwicklung der Gemeinden in den vergangenen Jahren wider, speziell die Eingliederung der Zuwanderer. Auch aus ihren Reihen melden sich Stimmen zu Wort. Beispielsweise Lena Gorelik, die 1992 aus St. Petersburg nach Deutschland kam und 2005 für ihren Debütroman Meine weißen Nächte den Bayerischen Kunstförderpreis erhielt. Sie liest in Wuppertal, Düsseldorf und Krefeld (27., 28. und 29. März).
Das Publikum soll aber nicht nur zuschauen und zuhören: Die Kulturtage sollen auch Tage des Austauschs sein. Dazu gibt es rund 60 Begegnungsprojekte. Die Akteure werden nach dem Schlussapplaus von der Bühne steigen und Gespräche mit den Gästen beginnen. »Da dürfte eine familiäre Stimmung herrschen«, meint Projektkoordinatorin Regina Plaßwilm. Sie freut sich besonders, dass die Vorbereitung der Kulturtage zu einer noch stärkeren Vernetzung zwischen Städten, Kultureinrichtungen und jüdischen Gemeinden geführt haben.
In den letzten Tagen vor der Eröffnung läuft noch einmal eine große Werbewelle für die Kulturtage in den 14 Teilnehmerstädten an. Jede Stadt verteilt ihren eigenen Flyer mit einer detaillierten Veranstaltungsübersicht. Im Schauspielhaus Düssel- dorf wird das Festival am Sonntag im Beisein von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers eröffnet.
www.juedische-kulturtage-rheinland.de