Die Jüdische Gemeinde Mainz hat es schwer. Jetzt hat sie mehr als zehn Jahre gewartet, bis der Traum vom Synagogenneubau in Erfüllung geht, und nun weiß man nicht, welche Adresse das künftige jüdische Gotteshaus haben soll: Hindenburgstraße? Das geht nicht, sagten engagierte Bürger inklusive Ortsbeirat des Mainzer Stadtteils Neustadt, in dem der Manuel-Herz-Bau einmal stehen wird. Eine solche Adresse sei der jüdischen Gemeinde nicht zuzumuten.
Paul Ludwig Hans Anton von Beneckendorff und von Hindenburg, wie der Reichspräsident mit vollem Namen hieß, habe schließlich kraft seines Amtes den Nationalsozialisten Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt, sagt Neustadts Ortsvorsteher Gerhard Walter-Bornmann (SPD). Darum will der Ortsbeirat die Mainzer Stadtverwaltung bitten, den Straßenabschnitt Ecke Josefstraße/Hindenburgstraße umzubenennen. Um einen Na- mensvorschlag bat Walter-Bornmann die Jüdische Gemeinde Mainz. »Synagogenplatz« habe der Gemeindevorstand entschieden, teilte Gemeindevorsitzende Stella Schindler-Siegreich Mitte Juli mit. Am 13. August soll jetzt der Ortsbeirat über den Tagesordnungspunkt »Zukünftige Adresse der geplanten Synagoge« beraten und dem Mainzer Oberbürgermeister Jens Beutel »Synagogenplatz« als neue Adresse vorschlagen.
Die jüdische Gemeinde hatte sich bewusst aus dem Adressenstreit herausgehalten. Die Diskussion um die Umbenennung der gesamten Hindenburgstraße sei sehr emotional geführt worden, sagte Schindler-Siegreich der Jüdischen Allgemeinen. Der Kompromiss, nur der Straßenecke, an der durch den Bau ein kleiner Platz entsteht, einen neuen Namen zu geben, sei ihr sehr recht. »Synagogenplatz« sei neutral genug, werde die Gemeinde ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rufen und habe Wiedererkennungswert, sagt Schindler-Siegreich. Mitte November soll der erste Spatenstich für den Bau erfolgen. Ministerpräsident Kurt Beck und Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch haben schon zugesagt. Heide Sobotka
Mainz